Als der erste Trailer zu Rollerdrome veröffentlicht wurde, war für mich sofort klar: Das Spiel wird der Knüller des Jahres! Allein der Stil, ist es eine Hommage an die retro-futuristischen Comics der 70er Jahre, dazu knallharte Action und ein Soundtrack, der ebenso an die großen Hits eines Giorgio Moroders erinnert, der die Gehörknöchelchen mit der Zunge schmalzen lässt, wie sie eine hätten. Dazu noch ein wenig Rollerball, ebenso ein Meisterwerk der 70er Jahre, um dem Spiel eine Basis zu verleihen, gewürzt mit einer Prise Tony Hawk und fertig ist das Action-Spektakel des Jahres… und vermutlich auch der kommenden Jahre. Schlüpfen wir also in unsere Rollschühchen, atmen nochmal ganz tief durch und stürzen uns in die Schlacht, in einer dystopischen Zukunft, in der Sport und die Gier nach Blut den Höhepunkt erreicht hat.
Wenn man sich so in der Videospiel-Landschaft umschaut, dann sind Rollschuhe etwas unterrepräsentiert. Abgesehen von einem Jet Set Radio, dass bereits vor über 20 Jahren für die Dreamcast veröffentlicht wurde und Ubisofts Roller Champions, dass vermutlich derzeit gerade mal 3 Leute spielen, hat der Markt nicht wirklich viel zu bieten.
Das dachten sich auch die Leute von Roll7, denen wir das schon sagenhafte OlliOlli World zu verdanken haben. Das Team scheint auch eine gewisse Affinität für den 1975 erschienenen Film Rollerball zu haben, das als Grundlage für Rollerdrome diente. Der Film spielt heute gesehen schon wieder in der Vergangenheit. Im Jahr 2018 um genau zu sein. Es gibt keine Nationen mehr, sondern nur noch “Konzerne”, die sich ihrerseits auf bestimmte “Produkte” spezialisiert haben, wie etwa Energie oder auch Nahrung. Was die Vergangenheit betrifft, so lassen die Konzerne zu, das Informationen “verloren” gehen. Um die Massen nur irgendwie ruhig (man soll ja nicht all zu viel nachdenken, was in der Welt so passiert) und bei Laune zu halten, greift man auf ein probates Mittel zurück: Sportveranstaltungen.
Fußball ist allerdings etwas langweilig geworden und so hat man sich etwas Neues einfallen lassen. Rollerball, eine blutige Mischung aus Roller Derby, Motorradrennen und Football, bei denen die Kontrahenten ihre Helme, Handschuhe und Schutzpanzer mit Metalldornen beschmücken. Dass man sich hier nicht nur blaue Flecken holt, sondern das mitunter auch der ein oder andere Spieler den Löffel abgibt, stört die Zuschauer nicht. Im Gegenteil.
Wir schreiben das Jahr 2030. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Kara Hassan, die als kompletter Rookie ihr Debüt Rollerdrome-Gladiator feiert. Diese unerschrockenen “Sportler” sind die Ikonen ihrer Zeit. Fans schmücken ihre Behausungen mit deren Postern und schon die ganz Kleinen können mit putzigen Actionfiguren deren größten Kämpfe nachspielen.
Bevor es losgeht, können wir uns noch im Umkleideraum umsehen, um uns ein wenig mit der Optik vertraut zu machen, die Spinne unserer Kontrahenten durchsuchen, oder auch ein informative Diashow betrachten. Die Ruhe vor dem Sturm.
Karen hat ihre Rollschuhe schon anschnallt, den Helm aufgesetzt und ihre Zwillingspistolen fest in der Hand, so rollen wir erstmal ins Tutorial, in dem wir die Grundlagen des Spiels erlernen dürfen, die überlebenswichtig sind. Das Kernelement in Rollerdrome ist das Ausführung von Tricks (wie wir sie schon aus OlliOlliWorld her kennen) und gut getimten Ausweichmanövern. Das dient nicht nur, im eine gute Figur auf dem Schlachtfeld zu machen, sondern in erster Linie auch, um die Munition wieder aufzuladen. Man wird also ermutigt, jede Rampe zu nehmen, um alle erdenklichen Saltos und Grabs auszuführen, gefolgt von den Kanten, auf denen man entlang grindet.
Die Steuerung selbst ist so simpel wie möglich um mit nur wenigen Knöpfen aus, um die einfachen Kombinationen für verschiedene Grabs und Grinds auszuführen. Um die perfekte Landung muss man sich auch keine Sorgen machen, denn egal wie hektisch man auf die Knöpfchen eindrischt, Kara wird immer ziemlich anmutig landen.
Zum Glück, denn allein das Ausführen von Tricks, also die richtige Abfolge der Tasten, war auch schon in OlliOlliWorld eine besondere Herausforderung. In Rollerdrome wird man zudem unter Beschuss genommen, was den Tanz der Rollschuhe, den Kara mehr oder weniger in den Arenen abliefert, nicht immer ganz so fluffig gestaltet, den die Feinde keinen kein Pardon und sind auf euer Blut aus.
So wie man selbst auf das Blut der Feinde aus ist. Jeder Kill erhöht die Combo, die allerdings zurückgesetzt wird, wenn man für eine gewisse Zeit keinen Treffer landen konnte, oder man schlichtweg vom Feind aufs Korn genommen wurde. Und an verschiedenen Feinden mangelt es im Spiel nicht.
Der simple Gegner rennt mit einem Stachelschläger bewaffnet auf einen zu und versucht euch mit einem gezielten Schlag das Licht auszuknipsen. Dann gibt es noch Scharfschützen, bei denen es gilt im richtigen Moment auszuweichen, schwer bewaffnete Gegner, die mit einem Schild sich beinahe unbesiegbar machen (gutes Timing ist alles), Sniper, die sich wegteleportieren, Raketentruppen, Mechs, Gegner mit Jetpacks die euch mit grünen Schleim (oder so) bewefen, und mehr. Jede Sekunde zähl und so wird es mitunter mehr als Hektisch um nicht nur alle geforderten Tricks auszuführen, sondern auch Gleichzeit alle Feinde auszuschalten.
Dadurch entsteht eine unglaublich packendes und schnelles Gameplay, in der man spontan über das nächste Ziel nachdenken muss. Hat man noch genügend Munition? Welche Waffe ist bei Gegner x am effektivsten? Unterschiedliche Feinde erfordern auch unterschiedliche Herangehensweisen: und so wird man schnell lernen, welchen Gegner man zuerst ausschalten sollte und mit welche Strategie man kurz verschnaufen und seine Waffen nachladen kann. Zu viel Zeit sollte man allerdings nicht vergeuden, denn am Ende winken Strafpunkte für jede Sekunde, die man zu viel benötigt hat.
Das Zielen erfolgt clevererweise automatisch über ein Lock-On-System, das jeden Feind anvisiert, der sich dem Fadenkreuz am nächsten befindet und in Reichweite ist, während der linke Abzug die Zeit verlangsamt und die Rhythmuselemente von Waffen ins Spiel bringt. Das Waffenarsenal ist klein, aber durchaus schlagkräftig, und jede Waffe hat eine bestimmte Stärke gegen einen bestimmten Feind. Die Doppelpistole eignet sich hervorragend, um ankommende Raketen auszuschalten, die Schrotflinte verursacht Bonusschaden, wenn Sie den Schuss richtig abfeuern, der Granatwerfer hat explosiven Flächenschaden, während das IL-2-Ladegewehr ein Scharfschütze mit abprallenden Kugeln ist. Feinde lassen zudem giftgrüne Scherben fallen, mit denen man seine Gesundheit wieder auffüllen kann.
Rollerdrome verfügt auch über eine Art Bullet-Time. Diese Feature ist freilich zeitlich nur begrenzt einsetzbar, sieht aber unfassbar gut aus, wenn man während eines Stunts sein Magazin leer ballert. Es kommt allerdings noch besser, denn wenn man im richtigem Moment einen Angriff ausweicht und dann das “Reflex”-Feature startet, erhält man eine deutlich verbesserte Form dieser Zeitlupe, die nicht nur Farbpalette des Spiels ändert, sondern man zudem deutlich mehr Schaden austeilen kann.
Um ins Halbfinale, oder Finale zu gelangen, reicht es freilich nicht, die einzelnen Level abzuschließen, die von Mal zu Mal schwerer werden. Zusätzlich muss man auch noch eine bestimmte Anzahl an Herausforderungen erfüllen, um sich als Würdig zu beweisen. Jedes Level hält 10 verschiedene Herausforderungen parat. So gilt es einen bestimmte Tricks auszuführen (was wie erwähnt auf Grund der Feindpräsenz kein Zuckerschlecken wird), Tokens zu sammeln, oder eine bestimmte Punktzahl zu knacken.
Die Level teilen sich in eine Art tödlichem olympischem Velodrom mit Halfpipes, bis hin zu seltsam dystopischen Einkaufszentrum, oder malerischen Skiresorts, mit klangvollen Namen wie Eiger und Zugspitz. Jedes Szenario hat drei verschiedene Variationen. Grundsätzlich wird es aber nie langweilig, denn bis man die Bestenlisten erklimmt, oder einfach nur alle Herausforderungen erfüllt, vergeht ordentlich Zeit, auch wenn die Kampagne “relativ kurz” ist. Egal wie gut oder schlecht man ist, man darf sich auf eine Mordsgaudi freuen… im warten Sinne des Wortes. Zwischen den Meisterschaftsrunden, kehrt man immer wieder in den Umkleideraum, oder sogar in einen Zug, zurück, wo man etwas verschnaufen, Radiosendungen hören, Zeitungen aufheben und Nachrichten lesen kann. In diesen raren Momenten wird auch die kleine Story des Spiels erzählt (sofern man sich darauf einlässt).
Man schreibt nun mehr das Jahr 2031. Karas Karriere geht steil bergauf und… auch der Schwierigkeitsgrad! Wenn euch der Schwierigkeitsgrad in der Basiskampagne nicht bereits eure Seele zerfetzt, zerstückelt und die Reste in Schutt und Asche verwandelt hat, dann seid ihr im “ultraharten” Blutdurst-Modus lieben. Oder hassen lernen. Dort, wo man in der Basiskampagne schon Blut und Wasser schwitze und sich die Augen ausheulte, weil man die Prüfung als nicht schiffbar hielt, legt dieser Modus noch einen Zahn zu… mindestens. Das Spiel wirft euch mit Feinden zu, als gäbe es kein Morgen. Hals und Beinbruch!
Hab ich eigentlich schon erwähnt, wie verdammt cool der Soundtrack ist? Gleich nach dem Start von Rollerdrome musste ich an die legendären Kompositionen Giorgio Moroders denken. Und die Leute von Electric Dragon haben wirklich eine extrem gute Arbeit abgeliefert. Ihr Retro-Synth-Stil treiben das Gameplay mit fetten Beats voran. Wer nicht genug davon bekommt, findet zum Glück den Soundtrack in den gängigen Musik-Portal wie etwa Apple Music.
Rollerdrome ist grafisch gesehen eine Wucht! Nicht, dass es nicht schon vorher Spiele mit Cel-Shading Grafik gegeben hat, wie aber Roll7 diesen Stil umsetzt, ist unfassbar schön! Rollerdrome leiht sich den Cel-Shading-Stil von OlliOlli World, setzt aber auf einen kantigeren Comic-Look oben drauf. Der “eintönige Look” verleiht in seiner mutig minimalen Art dem Spiel die perfekte, dystopische Atmosphäre. Charaktermodelle und Waffen sehen so ziemlich beeindruckend aus. Darüber hinaus flutsch alles, auch wenn links und rechts die Welt unter zu gehen scheint. Rollerdrome lauft mit flüssigen und atemberaubenden 60 Bildern pro Sekunde, ohne das es nennenswerte Einbrüche gibt (zumindest sind mir auf der PS5 keine aufgefallen). Roll7 hat hervorragende Arbeit geleistet!
Rollerdrome ist bisher mit abstand das coolste Spiel des Jahres und wird bezüglich der Art und Weise, wie sich das Spiel präsentiert, als auch das komplett immersive Gameplay, unerreicht bleiben. Das visuelle Design sucht Seinesgleichen und der Soundtrack rundet das Gesamtpaket ab. Auch wenn die Kampagne “relativ” kurz ist, wird man immer und immer wieder zurückkehren, um auch wirklich alle Herausforderungen zu erfüllen und den letzten Highscore zu knacken. Oder man stürzt sich für einen Moment in die brachiale und erbarmungslose Schlacht (gerne auch mit Freunden auf der Couch), da das Spiel ein unfassbar hohes Suchtpotential hat. Ja, Rollerdrome fühlt sich an, als würde es gegen einen arbeiten, jedes Mal, wenn ma glaubt, Fortschritte zu machen. Je hektischer die späteren Phasen mit einer Fülle von Gegnertypen werden, desto schwieriger wird es, ein fließendes Gameplay abliefern zu können. Aber man gibt nicht auf und lernt!
Roll7 macht Rollschuhe wieder salonfähig und liefert mit Rollerdrome schon jetzt das “Spiel des Jahres” 2022 (und 2030) ab.
Von Roll7, den kreativen Köpfen hinter der preisgekrönten und von der Kritik gefeierten OlliOlli-Reihe (inklusive OlliOlli World), kommt Rollerdrome – ein packender Shooter-Skater-Hybrid, der in einer atmosphärischen Retro-Zukunft spielt.
Rollerdrome ist ein Singleplayer-Third-Person-Action-Shooter, der nervenaufreibende Kämpfe nahtlos mit flüssiger Fortbewegung verbindet und so ein einzigartiges Action-Erlebnis erschafft. Dominiere mit Stil in kinoreifen, instinktiven Kämpfen, in denen dir Siege Gesundheit einbringen und erfolgreiche Tricks und Grinds deine Munition aufstocken.
Wir schreiben das Jahr 2030. Die Welt wird von Konzernen beherrscht und die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen. Die Öffentlichkeit wird durch eine neue, rabiate Sportart voller blutiger Gewaltexzesse abgelenkt und bei Laune gehalten: Rollerdrome. Hast du das Zeug dazu, zum Rollerdrome-Champion zu werden und die Geheimnisse aufzudecken, die hinter den wahren Absichten des Matterhorn-Konzerns stecken?
Plattform: PS4, PS5
Veröffentlichung: 16.08.2022
Herausgeber: Take2 Interactive
Genre: Action, Sport