Im Test: Aquadine

Mit Aquadine veröffentlichte nun SoftColors, dank des Publishers Ratalaika Games, ein brandneues Visual Novel mit viel Romantik und Meerjungfrauen. Man darf eine unbeschwerte, unterhaltsame Reise in die gleichnamige Stadt voller Mythen und Geheimnisse, die unheimlich an Venedig erinnert, erwarten und man trifft auf allerlei ziemlich sympathische Charaktere, die alle unterschiedliche Persönlichkeiten und eine soliden Hintergrundgeschichte haben. Schauen wir mal nach, was das Visual Novel (Nicht-Spiel) so hergibt.

Nur für den Fall, dass ihr jetzt nicht wissen solltet, was ein Visual Novel ist: Hierbei handelt es such um ein erzählendes Abenteuer, das sich sehr ähnlich wie ein Buch mit Bildern abspielt, in dem man einer Reihe von Charakteren aus ihren verschiedenen Perspektiven folgt. Das “Gameplay” (gespielt wird im klassischen Sinne nicht) ist normalerweise sehr minimal, da die Geschichte das Schlüsselelement ist. Geboren wurde das Genre, das auf Grund seiner einfachen Art auf wirklich allen Konsolen verfügbar ist, bereits 1983 in Japan. Wo auch sonst.

Aquadine beginnt einfach genug, sodass auch wirklich jeder mitkommt. Star der Geschichte ist ein Junge namens Ciel, einem Gondoliere/Schüler, der sich sein Geld hart verdienen muss, damit er seiner kranken Mutter helfen kann, die wegen einer seltsamen und Krankheit ein Dauergast im Krankenhaus ist. Zum Glück hat er noch seinen Opa. Je weiter man in di Geschichte vordringt, entfalten sich eine Menge Geheimnisse, die unter der Stadt und dem fröhlichen verborgen sind.

Und Ciel ist freilich nicht alleine. Während eines “Durchlesens“ stehen vier Charakterrouten zur Auswahl. Die vier Charakterrouten sind Anya, die kluge Katzenliebhaberin, die immer genervt klingt, wenn sie angesprochen wird, aber es liebt, frech zu antworten; Diana, die laute, sorglose Rothaarige, die gerne über ihre Umgebung klatscht; der kluge, sportliche Cameron, der möchte, dass jeder sein Bestes gibt, und schließlich Elisabeth, die berühmte Sängerin, die es liebt zu essen und gerade in die Stadt gezogen ist.

Jede der Hauptfiguren hat eine ausgearbeitete Persönlichkeit und es ist erfrischend zu sehen, wie sie ihre persönlichen Probleme auf ihre jeweils eigene Weise lösen. Die gesamte Besetzung taucht in jeder der vier Routen auf, was großartig ist, weil so ein großes Ganze geschaffen wird  und auch die emotionalen Beziehungen untereinander zeigt.

Ich weiß schon, was sich der ein oder andere von euch denkt. “Visual Novel? Was soll das denn bitte für ein Spiel sein? Nicht mit mir!” Allerdings gibt es bestimmte Spiele, die einem die Möglichkeit geben, die Qualität der Geschichte und des Konzepts zu schätzen, auch wenn man selbst nicht unbedingt Teil der Zielgruppe ist, auf die es abzielt. Ich bin jetzt auch nicht direkt jemand, der sich gerne mit einer Geschichte über Teenager und ihre Beziehungen in einer magischen Stadt beschäftigt. Das Konzept ist für mich etwas schwer nachvollziehbar. Das heißt aber nicht, dass das, was in Aquadine geliefert wird, nicht gut ist. Im Gegenteil.

Es gibt eine ganze Menge an Figuren, die in der Geschichte von Aquadine vorkommen. Alle Charaktere sind schön geschrieben und gut abgerundet. Sie kommen mit ihren eigenen kleinen Untergeschichten und Zielen, neben der Haupterzählung, die sich nach und nach entfaltet, in der der Hauptcharakter die Stadt entdeckt und die alten Geheimnisse enthüllt, indem er mit einer Meerjungfrau in der Lagune der Stadt schwimmt. Und wie schon erwähnt, gibt es großen Fokus auf Teenagerbeziehungen und die knifflige Dynamik zwischen Freunden und möglichen romantischen Verbindungen. Es ist eine lustige und “ganzheitliche” Geschichte, die freilich in erster Linie bestimmte Altersgruppen ansprechen wird, besonders wenn diese Gruppen bereits Fans eines visuellen Romans sind.

Der Gafikstil von Aquadine ist herausragend und es gibt viel davon zu genießen. Normalerweise ziehen die Charaktere die Aufmerksamkeit auf sich, aber für mich waren es die gut gezeichneten Hintergründe, die mich absolut umgehauen haben. Es gibt so viele verschiedene Orte für jeden Charakter. Alle sind extrem detailliert, wobei fast jeder einzelne das Thema Wasser bis zu einem gewissen Grad mit einer großartigen Menge an Politur aufweist.

Die Charaktere selbst haben alle ein wunderbares Design. Der Kunststil des Charakters war auf allen Routen weich und angenehm anzusehen. Das einzige Problem, das ich mit den Charakter-Sprites hatte, waren die Animationen, wenn sie sprechen. Es war anfangs etwas irritierend, da sie jedes Mal, wenn sie sprechen, ein bisschen herumspringen. Nach einer Weile habe ich mich daran gewöhnt. 

Es gibt Sprachausgabe, was eine großartige Ergänzung war, aber sie ist nur teilweise stimmhaft. Jeder Charakter, sogar die Nebencharaktere, hat mehrere Sprachlinien, die den emotionalen Ton verstärken. Ich wünschte, die Hauptdarsteller hätten ein paar Zeilen mehr, da es mit der Zeit etwas langweilig werden kann, immer wieder die gleiche kleine Menge Audio über die Routen zu hören. Die geschriebenen Sätze werden nicht vorgelesen. Stattdessen beginnt jeder Dialog mit nur einem ausgesprochenen Wort. Ebenfalls ein wenig ungewöhnlich für die meisten von uns. Der einzige Charakter, der mir wirklich auf den Keks ging, war der Opa. 

Das Spiel selbst ist ziemlich kurz. Es dauert ca 10 Stunden, um alle Routen zu absolvieren, aber es war trotzdem eine lustige Erfahrung. “Kurz” ist allerdings eher relativ, da man sich mehr oder weniger durch die Dialoge klickt, was mitunter langatmig sein kann, da das “Nicht-Spiel” keinerlei Action von einem abverlangt. Es gab einige Hintergrundcharaktere, über die ich mehr erfahren wollte, die meiner Meinung nach eine wichtigere Rolle hätten spielen sollen, aber am Ende nur eine kleine Rolle und nicht viel Substanz hatten. Außerdem gab es eine Route, die definitiv mehr Storytime brauchte, um die Charaktere zu konkretisieren. Man hätte der Story definitiv noch mehr Gehalt geben können. Trotzdem kann man am Ende zufrieden den Controller ablegen.

Bevor es mit den verschiednen Erzählrouten beginnt, gibt es eine  umfassende Hintergrundgeschichten. Die gemeinsame Route ist die längste, für deren Bewältigung ich etwa dreieinhalb Stunden gebraucht habe. Hat man diese Route bewältigt, kann man zwischen den vier einzelnen Charakterrouten wählen, die jeweils etwa zwei Stunden dauerten. Die gute Nachricht ist, dass man nicht jedes Mal die gemeinsame Route erneut spielen muss. Man kann ganz einfach aus dem Menü auswählen, welche Route man als nächstes verfolgen möchten. Auch hier gibt es gute oder schlechte Enden.

Fazit:
Aquadine ist ein wunderbares Abenteuer mit lustigen Charakteren, die mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Es kommt mit einigen guten Texten, sympathischen Charakteren, schönen Bildern und einem großartigen Soundtrack. Obwohl es hier und da ein paar Probleme gibt, die das Erlebnis hätten verbessern können, haben sie das Gesamterlebnis nicht behindert. Diese Geschichte ist voll von schönen und emotionalen Momenten, die es leicht machen, sich in diese unbeschwerte Erzählung zu investieren, auch wenn man nicht unbedingt ein Fan des Genres ist. Gehört man allerdings zu dieser Gruppe, muss man unbedingt zuschlagen!

Bewertung: 4 von 5.

(Getestet auf PS5)

Aquadine

Nachdem seine Mutter wegen einer unbekannten Krankheit ins Krankenhaus eingeliefert wurde, arbeitet Robin Liyun unter dem Pseudonym Ciel als Teilzeit-Gondolieri, um über die Runden zu kommen.

Als er eines Abends seine letzte Fahrt abschließt, lockt ihn eine geheimnisvolle Stimme zu einer atemberaubend schönen Meerjungfrau. Die Begegnung währt nur kurz und sie taucht bald wieder ab. Aber nun weiß er, dass die uralte Legende von Aquadine wahr ist.

Während Robin sein Doppelleben fortführt, lernt er neue Freunde kennen und erfährt mehr über die Kultur des Meervolks.

INFO

Plattform: PS4, PS5, Switch
Veröffentlichung: 26.08.2022
Herausgeber: Ratalaika Games
Genre: Visual Novel

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