Im Test: I Was A Teenage Exocolonist 

Es ist seltsam und dauert ein paar Spieldurchläufe, aber es ist es mehr als wert. Zwischen seiner süchtig machenden Spielschleife, Beziehungen schmieden, einigen bizarren Story-Entscheidungen und absolut hinreißenden Grafikstil und Soundtrack ist I Was A Teenage Exocolonist die Art von Spiel, in dem man sich verlieren kann. Es ist ehrgeizig, es ist kühn und es ist unglaublich herzlich, und ich kann nur hoffen, dass es sein Publikum entdeckt. Schlüpfen wir also in unseren Raumanzug und schauen wir mal nach, was dieser Coming of age-Titel zu bieten hat.

Alles beginnt auf dem Kolonieschiff Stratospheric mit dem Spitznamen „Stratos“,das den Planeten Virtumna ansteuert, um die allererste Kolonie auf einer fremden Welt zu gründen.  Damit die Reise etwas schneller vergeht, nutzt man ein kürzlich entdecktes Wurmloch. Als sich der Spieler, bzw der Hauptcharakter (der im Verlauf zu definieren ist) sich dem Wurmloch nähert, wird er jedoch von seltsamen Träume geplagt. Träume von möglichen Zukünften. Darunter auch ein Traum, in dem ein Hause der Kolonie in Flammen steht und einer Kreatur mit sehr scharfen Zähnen, die sich dem Töten nähert…

Man begleitet den Charakter 10 Jahre lang und hilft ihm, das Teenagersein so gut wie möglich zu überstehen. Darüber hinaus gilt es, die Geheimnisse von Virtumna zu lüften, die Wahrheit hinter deinen Träumen zu entdecken und sowohl das eigene Leben als auch das der Kolonie zu retten. Zehn Jahre zum Trainieren, Entdecken, Aufbauen Ihrer Freundschaften und Beziehungen. Zehn Jahre, um auf einer fremden Welt zu leben. Zehn Jahre voller Ungewissheit.

I Was A Teenage Exocolonist spielt in einer halboffenen Welt. In jedem Monat des Zyklus darf der Spieler eine Aktivität ausführen: die Kolonie und die umliegenden Gebiete erkunden, mit Menschen sprechen, Freundschaften schließen und verschiedene Aktivitäten ausführen. Während der Aktivitäten wechselt das Spiel zu einem Deckbuilding-Format, bei dem man Karten zieht und ablegt, um eine höchstmögliche Punktzahl zu erreichen, indem man entweder Reihen von Farben, Zahlen oder manchmal beides ablegt. Neue Karten erhält man, indem man an Story-Events teilnimmt und mehr mit den anderen Mitgliedern der Kolonie interagiert, während man Ihre Beziehungen und Statistiken aufbaut. Neue Statistiken eröffnen neue Interaktionen und Story-Aktivitäten sowie neue Fähigkeiten, alles vom Ziehen zusätzlicher Karten über Statistik-Boosts während der Kartenkampfabschnitte bis hin zur Möglichkeit, bestimmte Ereignisse auf der Weltkarte zu ignorieren, um Zeit zu sparen.

Verzweifelt versucht man eine höhere Wahrnehmung aufzubauen und nach genügend Nahrung zu suchen, damit die Kolonie nicht verhungert, bis hin zum Kampftraining, damit man während der angespannten „Glow“-Saison am Ende jedes Jahres, mehr Kolonisten retten kann, wenn die Wildtiere eine erhöhte (aggressivere) Aktivität zeigen.

All dies wird in einem Visual-Novel-Stil mit einer Vielzahl wunderschöner Kunstwerke und Musik präsentiert. Die Glow-Phase sieht angemessen bedrohlich aus, auch wenn dieser kolonieweite Pilz eine seltsame Schönheit hat (man mag da etwa an H.P. Lovecrafts “Farben aus dem All” denken, ohne der toxischen Wirkung). Die Pollensaison ist in Pink getaucht, die Wet Season hat einen üppigen, aber gelassenen Look, und die Dust Season hat einen Schimmereffekt, der perfekt zu den Beschreibungen von bestrafender Hitze passt. Aber darüber hinaus werden wichtige Momente der Geschichte in einem weichen Aquarellstil illustriert, der es dennoch schafft, den Ton beizubehalten, während er unglaublich hübsch aussieht. Es ist entspannend, ein Spiel, bei dem man sich Zeit nehmen muss und jede Menge erkunden sollte, auch wenn die Uhr in diesen 120 Runden, immer weiter und unerbittlich tickt.

Bereiche sind basierend auf ihrer Funktion farblich gekennzeichnet. Statistiken sind stets hervorgehoben und zeigen einem übersichtlich, mit welchen Thema sich man vielleicht verstärkt beschäftigen sollte. Kartenmarkierungen weisen den Weg zu Weltereignissen, was unheimlich hilft, sollte man mal nicht wissen, was zu tun ist. Das Spiel selbst hat eine ausreichend sanfte Schwierigkeitskurve und ist mit seinen ineinandergreifenden Systemen leicht zu verstehen. Es steht dem Spieler frei, wie er sein Leben (oder den aktuellen Monat) gestalten möchte und man gewährt einem genug Zeit um herauszufinden, welche Builds und Events für einen funktionieren, damit man am Ende sicherstellt, dass man so viele Menschen wie möglich retten kann.

Man sollte allerdings nicht vergessen oft und rechtzeitig zu speichern. I Was A Teenage Exocolonist ist ein Spiel, bei dem, wenn man nicht darauf vorbereitet ist, ziemlich schnell einen liebgewinnen Menschen verlieren kann. Und dies teilweise auf eine schreckliche Art und Weise. So kann ein Freund aus heiterem Himmel bei einer Explosion aus dem Leben gerissen werden, oder stirbt, weil eines der Monster Bock auf einen kleinen Leckerbissen hat, oder ein Kolonialost geht drauf, weil ein irrer Kopfgeldjäger von der Erde, einen nervösen Fingern am Abzug hat.

I Was A Teenage Exocolonist möchte einem wissen lassen, dass das Schicksal der Menschen in euren Händen liegt und man erwartet, dass man jede Menge Liebe und Arbeit in das Spiel steckt. Es ist nicht unbedingt stressfrei, aber sollte man es schaffen, heil durch dieses Szenario zu kommen, wird man mit einem nicht unerheblichen Erfolgserlebnis belohnt. Es ist ein Spiel, das seine emotionalen Höhen und Tiefen fein abstimmt, sodass alles unerwartet, aber nicht unvermeidlich ist.

Man kann sagen, dass wenn man sich mal an das Gameplay gewöhnt hat, dass I Was A Teenage Exocolonist auf eine gewisse Art süchtig macht. Die Leichtigkeit jedes Monats und des Aufbaus der Beziehungen, die befriedigende Art und Weise, wie die Zahlen steigen, das einfach zu erlernende, schwer zu beherrschende Kartensystem, und die Art und Weise, wie ganze Monate vergehen können, sowie das Wissen, dass alles zu einem Ende kommen wird, kriegt ein Spiel, in dem man sich verlieren kann.

Das soll nicht heißen, dass das Spiel nicht ohne Mängel ist. Nach dem ersten Mal kann es ein wenig frustrierend werden, bis man wirklich das Gameplay versteht und wie man herausfindet, wie man am besten seine Familie und andere Beziehungen unter einem Hut bringt, Gleichzeit alles auf eine Karte setzen muss, um Schicksalsschläge fernzuhalten. Während der Erkundungstouren ausserhalb der Siedlung wäre eine Karte und eine Art Questprotokoll für die Zeiten, in denen man bestimmte Gegenstände sammeln kann oder bestimmte Dinge zu bestimmten Zeiten erfüllen muss, wirklich hilfreich. Aber das sind Spitzfindigkeiten. 

Wenn man Lebenssimulationen und visual Novels mag sollte man sich I Was A Teenage Exocolonist mal näher ansehen. Was den Spieldauer betrifft, wird man sicherlich nicht enttäuscht werden, denn man kann unzählige Stunden mit all den Geschichten und verzweigtem Handlungen verbringen. I Was A Teenage Exocolonist ist ein wirklich emotionales Spiel, das man als Fan das Genres gespielt haben sollte. Man sollte niemals ein Buch nach seinem Einband beurteilen und dies gilt besonders für Was A Teenage Exocolonist! Gebt dem Spiel eine Chance, die es verdient hat!

Bewertung: 4 von 5.

(Getestet auf PS5)

I was a Teenage Exocolonist

Deine Entscheidungen machen dich zu dem, was du bist.

In der ersten extrasolaren Weltraumkolonie der Menschheit aufzuwachsen bedeutet, sich in einer neuen Welt voller Wunder, Gefahren und Schönheit zurechtfinden zu müssen. Erforsche die Wildnis, lerne, verliebe dich, entdecke seltsame Wesen und trage die Konsequenzen deines Handelns. Deine Entscheidungen werden sich direkt auf das Leben deiner Freunde und das Schicksal der Kolonie auswirken. Was für eine Welt wirst du mitgestalten? Wirst du überleben, um sie zu genießen? Warum erinnerst du dich, dass du das schon einmal getan hast?

Heranwachsen auf einem außerirdischen Planeten

Du hast dein ganzes Leben noch vor dir. Wirst du es damit verbringen, in der Schule zu lernen oder in die faszinierende Flora und Fauna dieser neuen Welt einzutauchen? Wirst du Weltraumtechnologie einführen oder in Harmonie mit der Natur leben? Wirst du gegen riesige Bestien kämpfen oder zukünftige Generationen aufziehen? Erkunde die in brillanten Aquarellfarben gestaltete Welt von Vertumna.

INFO

Plattform: PS4, PS5, Switch
Veröffentlichung: 25.08.2022
Herausgeber: LAST CHANCE MEDIA
Genre: Rollenspiel, Visual Novel

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