Im Test: Gradius

Ab und an überkommt es einen und man verspürt das Verlangen, nach all den immer gleichen Titeln, die es derzeit auf dem SHMUP-Markt gibt, mal wieder ein Original zu zocken und damit meine ich in erster Linie nicht eine „Neufassung“ oder ein Re-Release des betreffenden Titels für die aktuelle Konsolengeneration. Im Falle von Gradius muss ich leider gestehen, dass ich leider nicht (mehr) im Besitz der Original-Cartridge des Spiels „Nemesis“ (wie Gradius bei uns im Westen hieß) für mein NES bin. Eine Schande, ich weiß.

Zu meinem Glück veröffentlichte nun Hamster in Japan den Klassiker aus dem Hause Konami in seiner „Urform“ für die PS4 im Zuge der „Arcade Archives“ Reihe. Gradius war (nicht nur für mich) Mitte (eigentlich schon Anfang der 80er, denn schon 1981 wurde Gradius für Arcade Maschinen veröffentlicht) der 80er zukunftsweisend für alle folgenden SideScroller-Shoot’em’Ups (wie etwa der Genre-König Super R-Type). Das Spielprinzip ist eigentlich so einfach, dass jeder mit ausreichend guter Hand-Auge-Koordination sofort zurecht kommen sollte.

Man fliegt von links nach rechts durch schlauchartige Level, an deren Ende immer ein gewaltiger Endgegner wartet. Und mit gewaltig mein ich „beinahe unfair“. Zugegebenermaßen ist die Reise zum Level-Endboss auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken, denn von oben und unten, vorne und auch von hinten, balleren feindliche Einheiten, was das Zeug hält. Mit unter bilden die Geschosse ein hübsches, aber tödliches Muster, durch das man nur mit viel Geschick heil übersteht. Und bei „Muster“ sind wir auch schon beim nächsten Stichwort, denn wer den Willen aufbringt, die Bewegungsabläufe der Gegner auswendig zu lernen, der tut sich um ein Vielfaches leichter. Unvorhersehbares gibt es im klassischen SHMUP Genre eigentlich nicht.

Zurück zum Spiel:
Man schlüpft nun in Gradius in die Rolle eines Piloten, der das bisher technisch fortschrittlichste Raumschiff aller Zeiten steuert, den die Raketenwissenschaftler des Planeten Gradius je entwickelt haben. Leider ist es auch das einzige Schiff, dass die anscheinend jemals hergestellt haben, denn unser Pilot ist die letzte Chance, den die Leute von Gradius haben, um nicht von einer heranstürmenden ausserirdischen Bedrohung gegrillt zu werden.

Das klingt jetzt nach einer ziemlich verzweifelten Mission, was im Prinzip auch stimmt, doch unser Pilot (also der Spieler) erhält auch ein wenig Unterstützung in Form von PowerUps, die die Aliens freundlicherweise fallen lassen, nachdem Horden von ihnen vernichtet worden sind. Unter den PowerUps gibt es die klassischen Waffen-Upgrades, oder Speed-Upgrades, mit denen sich das Raumschiff etwas flinker durch die Level bewegen lässt (was manchmal verdammt notwendig ist, denn oftmals ist es wichtiger, schnell ausweichen zu können, als mit Lasern auf Algenjagd zu gehen).

PowerUps müssen nicht unbedingt sofort eingesetzt werden. Ist man geduldig, und sammelt fleissig, läuft man den „Powerbalken“ am unteren Bildschirmrand auf. Nach 15 PowerUps, wird man mit einem blauen Blinkdings belohnt, mit dem sich alle Gegner auf dem Bildschirm desintegrieren lassen.

Wie schon erwähnt, handelt es sich um den knapp 5 Euro (umgerechnet) teueren Klassiker auch wirklich um den „Klassiker“. Man darf also keine neuen fancy Grafiken erwarten. Man erhält genau das, was man auch schon Mitte der 80er auf dem NES hatte: Teils bunte, grobpixelige Grafiken im 4:3 Format und dazu einen feinen 8bit Soundtrack und Soundeffekten. Für Nostalgiker ein Traum, für Neoevangelisten eher nicht. Ich mein ein wenig, dass sich die Framerate ein erhöht hat, da mag ich mich aber auch irren.

グラディウス kommt übrigens mit einem ziemlich fragwürdigen Trophy-System daher. Genauer gesagt, war es noch nie so einfach, Trophies zu verdienen… nicht etwa mit dem Spielen selbst (mal von 2 Highscore-Online-Trophies abgesehen) erhält man die begehrten Abzeichen, sondern ganz pillepalle durch das Öffnen der verschiedenen Optionsmenüs, oder mit dem Durchlesen der Anleitung. Da möchte ich echt mal wissen, wer auf so eine Idee kommt und das Trophy-System, beziehungsweise den Anspruch, den es erhebt, total untergräbt. Naja… seis drum.

Im Grunde bekommt man mit グラディウス nicht nur das japanische Original, sondern auch den 1985 Import-Titel Nemesis, der also bei uns im Westen veröffentlicht wurde. Die Unterschiede sind allerdings minimal.

Fazit:
Für knapp 800 Yen erhält man eine schöne Portion unangetastete Nostalgie spendiert. Leider bisher nur im japanischen PSN Store, da eine Portierung für den Westen bislang noch aussteht, was aber hoffentlich nicht mal all zu lange dauert… zum Wohle der Fans, ohne japanischen PSN Account. Das Gameplay ist, obgleich schon 30 Jahre alt, noch heute absolut genial, und gefühltermaßen sauschwer (im Vergleich zu den Neuproduktionen) wobei man ja sagen muss, dass sich im Prinzip ja auch nicht viel getan hat, was die „SHMUP-Evolution“ betrifft. War gut, ist gut, bleibt gut.

Bewertung: 3 von 5.

Japanisches PSN Store Guthaben, gibt’s zum Beispiel hier.

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