Was macht ein Rennspiel zu einem guten Rennspiel? Eine gute Grafik, die bis ins kleinste Detail super realistisch ist, oder der Spaßfaktor? Freilich ist eine bombastische Grafik immer von Vorteil, aber wenn das Spiel nichts taugt, kann auch die schönste Grafik nichts mehr reißen.
Mario Kart zum Beispiel hat keine fotorealistischen Grafiken, es hat seinen eigenen Kunststil, der perfekt für diese Welt funktioniert. Ahmen die Karren in Crash-Team-Rennen Fahrzeuge aus der realen Welt nach, verdammt, nein, und das müssen sie auch nicht, denn am Ende des Tages ist das Gameplay der König.
Als die PS3 auf dem Markt kam, gab es ein Rennspiel, das wirklich nicht fehlen durfte. Motorstorm. Unfassbar gute Grafiken und ein saugutes Gameplay? Was wollte man mehr? Bei einem Spiel blieb es nicht. 2 weitere Titel für die PS3 wurden veröffentlicht und zudem ein Titel für die PSP (der ebenso noch für die PS2 portiert wurde) und ein weiterer für die PS Vita. Doch bei der heilen Welt blieb es leider nicht. Und ungünstige Umstände führten zum Tod der beliebten Serie. Aber warum? Blicken wir zurück in die Anfänge von Motorstorm, bis hin zum schmerzlich tödlichen Cocktail von verschobenen Veröffentlichungsterminen, auf Grund einer Tragödie in Japan, sowie die Implementierung einiger seltsamer Designentscheidungen, die den Niedergang der Serie besiegelten.
Die Anfänge
Motorstorm ist ein Franchise, das mir sehr am Herzen liegt und vermutlich bin ich nicht alleine. Neben Resistance war dieser Racer eines der Starttitel, die ich mit meiner PS3 gekauft habe. Ein heißer Sommer. Mit noch heißeren Spielen, die die PS3 zum glühen brachte. Aber was für einen bombastischen Spaß hatte man doch.
Entwickelt wurde Motorstorm von den Evolution Studios, die 1999 gegründet wurden und sich bereits in den frühen 2000ern einen Namen mit hammerguten, hochwertigen Rennspielen machten. Darunter die World Rally Championship Reihe, die sich über 5 Titel spannte. Seit jeher waren die Evolution Studios mit Sony eng verbunden. Dies führte dazu, dass Sony im Jahr 2007 das Entwicklerstudio kaufte.
Evolution Studios stellte ihre Rallye-Weltmeisterschaftsserie ein, die von den Kritikern stets hoch gelobt wurde. Es wurde Zeit für ein neues Projekt. Auf der E3 2005 stellte man einen brachialen Trailer für einen neuen Racer, Motorstorm genannt, vor. Man wollte seinen Augen nicht trauen und die Skepsis war groß, da niemand glauben wollte, dass man ein derart umwerfendes Projekt auf einer Konsolen erwarten darf, deren Release noch ein Jahr entfernt war (gut, wir erinnern uns vielleicht an das Killzone-Debakel. Hier wurde tatsächlich etwas “Schmu” betrieben, aber dies ist eine andere Geschichte). Jedenfalls fragte man sich, ob das gezeigte Material wirklich “echtes Gameplay” widerspiegelt, oder ob man doch nur vorgerenderte Videos zeigte.
Sturm der Motoren
Heutzutage sehen PS5-Spiele wirklich umwerfend aus. Dank der Rechenleistung von CPU und Grafikkarten, können wir förmlich die Nasenhaare eines Charakters zählen. Wir haben einen Punkt erreicht, in dem wir sicherlich enorme grafischen Verbesserung sehen, in Form von Lichteffekten, realistischen Reflexionen, noch mehr Details und dergleichen. Aber wir haben nicht diesen revolutionären Sprung, den wir in den Zeiten mit der PS3 erlebt haben, bzw. auch damals schon mit der PS1, als wir auf der einen Seite noch das SNES hatten, während die PS1 mit Spielen in 3D triumphieren konnte. Kurz vor dem Release der PS3 sehen wir die Wii, die grafisch auch nicht eine Wunderkiste war.
Als nun Motorstorm endgültig auf dem Markt kam, konnte man seinen Augen nicht trauen. Was für eine bombastische Grafik. Gut, sie war nicht wirklich auf dem Niveau des 2005 gezeigten Materials, denn es war tatsächlich vorgerendert. Hätte man sich ja denken können. Aber ohne zu übertreiben: Das was die PS3 mit Motorstorm auf die Netzhaut zauberte, war dennoch unfassbar gut! Und auch gut 15 Jahre später noch, macht das Spiel Eindruck. Auch die Konkurrenz konnte nur mit heruntergeklappter Kinnlade zusehen, wie Sony ihnen die Show raubte.
Motorstorm war und ist ein Racer für Adrenalin-Junkies. Die brachialen Wettbewerbe, konnten einen zur Weißglut bringen. Wie oft musste man zusehen, wie das Fahrzeug gegen eines der unzähligen und unfassbar tödlichen Hindernissen zerschellte, oder andere Rennteilnehmer, die mit ihren viel größeren Boliden einfach über einem hinwegfegten, was ebenfalls ein sofortiges Ableben bedeutete und einen Haufen brennender Trümmer zurückließ. Ein wenig Erheiterung brachte wenigstens die Ragdoll-Physik der Fahrer, die mitunter hunderte von Metern aus ihren Fahrzeugen heraus katapultiert wurden und in der Luft zahlreiche und merkwürdige Verrenkungen machten.
Aber diese brachialen Rennen machen die Essenz von Motorstorm aus. Es ist kein Spiel, in dem man ein Rennen immer mit dem stets gleichen Fahrzeugtyp bestreiten muss. Hier bliebt der Adrenalinspiegel gemütlich weit unterhalb einer Euphorie erzeugenden Grenze. Motorstorm setzt sich über diese Einöde hinweg und kombiniert Motorräder, Buggys, Geländefahrzeugen, Rennlastwagen, Rallyeautos, Big Rigs und Mud Pluggern. Und all diese Fahrzeugklassen werden nicht etwa getrennt, sondern treten untereinander an. Ein komplettes, tödliches Chaos entbrennt jedesmal, wenn der Startschuß fällt. Schon die ersten Sekunden entscheiden über Sieg, oder Niederlage. Und der Rennverlauf selbst? Nie kann man sich sicher fühlen. Auch wenn man das Rennfeld anführt, es genügt ein kleiner Zuck und man endet mit einem zertrümmerten Fahrzeug am nächsten Baum, Felsen, oder in einem unendlich tiefen Abgrund. Unmöglich hier wieder Fuß zu fassen. Man versucht es mit dem Boost, doch hält man diesen zu lange gedruckt und ignoriert die Warnsignale, geht das Fahrzeug in einem Feuerball auf und zerspringt in 1000 Stücke.
“Verfickt nochmal!” – Wie oft schrie ich in Richtung des Bildschirms und machte meiner Wut freien Lauf. Doch aufgeben wollte ich nie! Irgendwie muss man doch diese Rennen als Sieger verlassen und je öfter man auf einer Strecke unterwegs ist, entdeckt man, dass es für jeden Fahrzeugtyp gewissermaßen einen eigenen Parkour gibt. Ein Spaziergang wird ein Rennen dadurch nicht, aber man entdeckt enge Spalten, durch die ein LKW oder ein Fahrzeug nicht durchpassen, dafür aber ein wendiges Moped. So kürzt man ab, stellt sich aber der Gefahr, das Motorrad um den nächsten Baum zu wickeln. Dieses Risiko geht man aber gerne ein, denn auf den breiten Straßen lauern die anderen Fahrer, die kurzen Prozess mit einem machen. Bei all der brachialen Geschwindigkeit, ist freilich nicht einfach strategisch vorzugehen, doch dies macht Motorstorm eben aus. Jede Fahrzeugklasse hat ihre eigenen Strategien, an die man sich tunlichst halten sollte, wenn man am ende einen Podiumsplatz ergattern möchte.
Was schon damals überhaupt nicht gut funktionierte, war die Sixaxis-Steuerung. Ja, ein neues Gimmick, dass die Entwickler ins Spiel bringen mussten, um Sony zufrieden zu stellen (“Rumble”gab es ja wegen Lizenzunstimmigkeiten nicht). Die Steuerung allein mittels kippen der Arme mag ja bei einem Mario Kart funktionieren, wo es nicht unbedingt auf katzenartige Reflexe ankommt, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, bei MotorStorm allerdings, sorgte diese Art der Steuerung für Kopfschmerzen.
Die PS3 wurde während des Spielens so laut wie ein Düsentriebwerk und man musste Angst haben, dass sie auf Grund der enormen Hitze nicht den Geist aufgab. Um die Lautstärke der Ventilatoren etwas zu übertönen, gab es zum Glück einen unfassbar guten Soundtrack, der das Adrenalin noch weiter zum kochen brachte. Nirvana, Queens of the Stone Age, Slipknot, Kings of Leon und vieles mehr. Die Musik und die Soundeffekte vermischten sich und ergaben eine spektakuläre Atmosphäre. Ich glaube, dass auch meine Nachbarn sehr begeistert waren, jedenfalls hat sich nie jemand beschwert.
Kommen wir aber nochmals zurück zur Grafik des Spiels. Man kommt auch heute noch ins Schwärmen, wenn man an die Strecken denkt, angesiedelt im Colorado-Plateau, das sich über die Staatsgrenzen von Utah und Arizona erstreckt. Dieser Detailreichtum war einzigartig und dies haben sich die Evolution Studios auch einiges kosten lassen, denn sie haben ein Kamerateam entsendet, um vor Ort so viel Filmmaterial wie möglich aufzuzeichnen, um die Umgebung im Spiel dementsprechend lebensecht nachzugestalten. Insgesamt gab es 8 einzigartige Strecken, was vielleicht nicht nach viel klingt, aber langweilig wurde es nie. Wie auch, wenn man jede Sekunde damit verbringt, nicht von einer Klippe zu stürzen, oder gegen die Felsen zu krachen und zuzusehen, wie das Auto in Flammen aufgeht, oder dem Fahrer, der durch den Himmel wirbelt. In diesen Momenten, hatte man wenigstens ein paar Sekündlichen Zeit, um seinen Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.
Abgesehen davon, dass Sony Motorstorm mit dem 80GB Model der PS3 bündelte, war das Spiel ein regelrechter Systemseller (abseits des Bundles). 6 Monate nach der Veröffentlichung, konnte man schon 3,5 Millionen verkaufte Exemplare vorweisen. Motorstorm ließ nicht nur die Kassen klingeln, sondern auch die Herzen der Fans höher schlagen. Der Grundstein für eine erfolgreiche Serie wurde gelegt. Zu recht, denn etwas vergleichbares gab es nicht, auch nicht auf der XBox. Und tatsächlich sollte es auch nicht all zu lange dauern, bis man einen Nachfolger ankündigte.
Motorstorm Pacific Rift
Nur anderthalb Jahre später, im Oktober 2008, war es dann endlich soweit und man veröffentlichte mit Motorstorm Pacific Rift den mit Spannung erwarteten Nachfolger. Das Grundrezept behielt man, wollte aber das alte Konzept mit neuen Gimmicks etwas aufwürfen.
Alles, was den ersten Teil auszeichnete, verbesserte man in Pacific Rift. Man verabschiedete sich vollständig von der ursprünglichen Wüsten-Themenästhetik und gab eine ordentliche Portion Schmutz und Sand in den Topf. So gab es gleich vier verschiedene Themengebiete, mit denen Pacific Rift spielte: Erde Luft Feuer und Wasser und dies alles auf einer wunderschönen, einsamen Insel, auf der die neuen Grafiken zur Geltung kamen, die zugleich noch um einiges bombastischer ausfielen als im Vergleich zum ersten Teil.
Der Abschnitt Erde ist voll mit üppigen grünen Dschungelereignissen in der Luftkategorie rasen wir in schwindelerregenden Höhen auf den Bergen der Insel herum, die hoch genug sind, dass die Fahrer wahrscheinlich eine Art Sauerstoffmaske brauchen. Das Thema Feuer klingt nicht nur mörderisch, es war es auch, denn vorbei an Lava spuckenden Vulkanen, waren die Strecken ein reines Inferno, das den Einsatz des Nitros zu einem todbringenden Unterfangen machte, der das Leben binnen Sekunden ein Ende setzte. Dem gegenüber gibt es das Wasser-Thema, das uns frischen Wind und kühles Feucht verspricht. Wasserfälle, Strände oder stehende Pfützen können verwendet werden, um unseren Motor schnell abzukühlen. So raste man hier durch eine wunderschöne malerische tropische Umgebung, mit Stränden, wie aus dem Bilderbuch. Insgesamt gab es 16 prächtige Strecken, die wahrlich eine Augenweide waren.
Auch die Mechanik des Spiels wurde aktualisiert. Jedes Fahrzeug fühlt sich nicht nur schneller an, sondern reagiert auch reaktionsschneller und nach einem Crash erwarten einem die explosivsten Wracks, die es je gab, und wie schon erwähnt, reagiert nun der Nitro-Boost auf die Umgebung. Ein Vulkan erhitzt die Temperatur des Boosts rasend schnell, was das Risiko einer Explosion erhöht. Wasserfälle, Strände oder stehende Pfützen können verwendet werden, um unseren Motor schnell abzukühlen. Das erfordert ein striktes Management der Boost-Anzeige und das Treffen von Entscheidungen in Sekundenbruchteilen.
Neu sind auch Monstertruck, weil… warum nicht? Diese Monster mit ihren alles zermalmenden Reifen fehlten gerade noch. Vor allem Fans von Motorrädern. Auch was die Events betrifft, gab es Neuigkeiten. Hinzu gekommen sind Speed-Events, bei denen wir alleine auf einer Strecke unterwegs sind und so schnell wie möglich durch eine Reihe von Toren kommen müssen, und nicht zuletzt Eliminator-Wettbewerbe, bei denen derjenige, der nach Ablauf der Zeit auf dem letzten Platz liegt, in Stücke gerissen wird – solange, bis nur noch ein Rennfahrer übrig ist.
Und die größte Änderung? Das war eine transformative Ära, nicht nur für Motorstorm, sondern auch für die Playstation 3. Schon ab dem Launch der Sony-Konsole, blickten die PS3-Zocker bei 360-Spielern neidisch über den Zaun, da diese sogenannte “Achievements” hatten, die man während des Spielens verdienen konnte. Dies sollte sich ändern, den Sony führte “Trophies” ein und natürlich erhielt auch Motorstorm Pacific Rift eine Reihe an Errungenschaften, die man sich hart erarbeiten musste.
Motorstorm Pacific Rift ging weg wie frisch gebackener Kuchen und dies zeigten auch die Verkaufszahlen. Nach nur 2 Monaten wurden 1 Million Exemplare des Spiels verkauft und brach somit den Verkaufsrekord des ersten Teils.
Nachdem man innerhalb eineinhalb Jahren 2 große Rennspiele veröffentlichte, baten die Evolution Studios sich mehr Zeit für den dritten Teil. Und somit springen wir von 2008 ins Jahr 2009.
BigBig Studios und die PSP
Die BigBig Studios, ein Satellitenstudio von Evolution, das ebenfalls von Sony mit dem Deal von 2007 eingekauft wurde, arbeitete derzeit noch an dem PSP Spiel Pursuit Force. Doch gab es bereits einen Auftrag, für die PSP den Racer Motorstorm Arctic Edge zu entwickeln, der im Herbst 2009 veröffentlicht werden sollte. Dieses brachte das gewohnte Motorstorm Feeling auf die Handheld-Konsole mit einem leicht veränderten Setting. Anstatt Staub und Matsch und brütend heiße Sonne, gab es in Motorstorm Arctic Edge (der Name lässt es schon vermuten) jede Mange Eis und Schnee. In dieser winterlichen Ästhetik, durften freilich auch die passenden Fahrzeuge nicht fehlen und so wurde den Fuhrpark eine Handvoll Schneemobile hinzugefügt.
Die Umgebungen des Spiels waren tückischer als je zuvor. Eis brach unter dem massiven Gewicht der Fahrzeuge zusammen und darüber hinaus gab es die Gefahr unter einer Lawine begraben zu werden. Interessanterweise wurde Arctic Edge kurz nach seiner Einführung auch auf die Playstation 2 portiert, nie aber für die PS3.
Es spielte keine Rolle, welche Playstation man im Haus hatte, PS2, PSP, PS3, was auch immer. Motorstorm war allgegenwärtig geworden. Die Racer-Reihe war auf dem Höhepunkt “der Karriereleiter” angekommen. Was aber keiner zu diesem Zeitpunkt sah: Das dicke Ende wartete schon und ein entscheidender Grund für den Untergang von Motorstorm, war nicht zwingend ein verpatzter Releasetermin, oder Entwicklungsprobleme. Es reicht hier nur ein Wort: Tsunami.
Die Motorstorm Apokalypse
Evolution arbeitete mit Motorstorm-Apokalypse an ihrem ehrgeizigsten Projekt, das im März 2011 erscheinen sollte. Diesmal basierten die Tracks nicht auf den irdischen Elementen, wie knochentrockene Wüsten, tropische Inseln mit herabstürzenden Wasserfällen oder Vulkangipfeln, die am Rande des Unheils stehen. Diesmal wolltet man etwas viel brachialeres. Viel apokalyptischer! Und so wurde Motorstorm Apokalypse geboren. Angesiedelt in der Stadt, die während einer Naturkatastrophe in Schutt und Asche gelegt und von Plünderungen und einem Bandenkrieg heimgesucht wird. Der Spieler rast so mit Affenzahn durch einstürzende Hochhäuser, vorbei an Feuer und Chaos. Die Frage stellte sich schon damals, ob diese Designentscheidung nicht irgendwie übertrieben war und ob es einen Teil der Fangemeinde von Motorstorm entfremdet haben könnte.
Man sollte sich auch die Frage stellen, wozu ein Rennspiel überhaupt eine “Story” benötigt. Um die herausragenden Aspekte des Spiels hervorzuheben? Die Geschichte des Spiels wurde durch eine Reihe von Motion-Comics erzählt, der sehr stark an den Stil von inFamous erinnerte, nur… eben nicht so gut.
Die Motion-Comics fühlten sich fremd an, fehl am Platz. Vielleicht mit einer heißen Nadel gestrickt und mit Panzertape am Ende noch ans Spiel geklebt. Die Animation waren bestenfalls amateurhaft. Meiner Meinung nach eine eher unnötige Sache, die dem Spiel nicht unbedingt mehr Tiefe verleiht.
Das Gameplay selbst? Meine Güte! Besser kann man eine Apokalypse nicht beschreiben. Weite offene Bereiche die im Handumdrehen in enge Korridore übergehen. Links und rechts Explosionen, Katastrophen und Einstürze. Brücken, Häuser. Und man durfte sich keine Ablenkung erlauben, denn schon Sekundenbruchteile später, donnerte man gegen Beton und das mit einigen 100 Kilometern pro Stunde. Viel Zeit zum Überlegen hatte man nicht. Nicht einmal blinzeln wurde erlaubt, stets den Blick auf die Straße gerichtet.
Das Problem war allerdings auch, das die Kamera die Kontrolle übernahm, was eines der verworrensten Designentscheidungen war. Schlimm genug, dass man vor Trümmern, die auf den Straßen landeten nicht sicher war und nichts als eine riesengroße Staubwolke hinterließ. Man setzt den Fokus stets auf das katastrophale Ereignis und teilweise lagen die Nerven blanker als blank.
Dabei möchte ich betonen, dass Motorstorm Apokalypse überhaupt kein schlechtes Spiel ist. Nur… man hat es vielleicht ein wenig übertrieben? Die Fahrzeuge fühlten sich auch nicht mehr so gut an, was die Steuerung betraf. Aber vermutlich lag das daran, dass man ständig ängstlich durch die Gegend mit maximaler Geschwindigkeit raste und nie wusste, was hinter der nächsten Kurve passiert.
Der Umfang der Strecken wurde im dritten Teil nochmals um Einiges erhöht! Diesmal gab es 40 Pisten, auf denen man um sein Leben rasen musste. Des weiteren konnte man erstmals seine Fahrzeuge anpassen, indem man Aufkleber, benutzerdefinierte Teile und einzigartige Lackierungen anbringen konnte, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen.
Abgesehen von der seltsamen Entscheidung einen Story-Modus einzubauen, war Motorstorm Apokalypse ein absolut geniales Spiel. Vielleicht sogar das beste aus der Reihe, wobei ich persönlich doch den zweiten Teil vorziehen würde. Leider wurde aus dem Spiel ein totaler, kommerzieller Misserfolg.
Die Naturkatastrophe
Am 11. März 2011, eine Woche bevor Motorstorm Apokalypse im Handel erscheinen sollte, geschieht das undenkbare, was als einer der schlimmsten Naturkatastrophen in die Geschichtsbücher einging. Japan wurde vom viertstärksten Erdbeben der aufgezeichneten Geschichte heimgesucht, das einen entsetzlichen Tsunami auslösen sollte, der nicht nur Hunderte von Milliarden Dollar an Schäden anrichten sollte, sondern auch fast 20000 Unschuldigen das Leben nehmen sollte. Und wäre dies nicht schon schlimm genug, musste sich der Tsunami auch für eine der schlimmsten Nuklearkatastrophen verantwortlich machen.
In den USA wurde der Releasetermin sofort nach hinten, auf den 2 Mai 2001 verschoben, da Motorstorm Apokalypse nicht nur ein ähnlich dargestelltes Setting aufwies, sondern diese Katastrophe auch noch “feierte”. Allerdings geschah der Release derart “leise”, dass das Spiel in der Versenkung verschwand. In Japan hingegen kam das Spiel auf Grund des apokalyptischen Settings und aus verständlichen, ethnischen Gründen erst gar nicht auf den Markt.
Dies war der Anfang des Niedergangs der Motorstorm Reihe. 2012 versuchte man mit Motorstorm RC für die PS3 und PS Vita noch ein wenig Land zu gewinnen, doch das Ende war schon besiegelt und niemand mehr sollte in Motorstorm die Ziellinie überschreiten.
Das Motorstorm Franchise ist tot.
Evolution Studios letztes Aufflackern
Die Evolution Studios blieben ihrer Passion treu und sollten für die PS4 einen weiteren Racer entwickeln, DriveClub genannt. Doch katastrophale Entscheidungen und Fehler während der Entwicklung, setzten dem Entwicklerstudio ein Ende. Sony schloss 2016 offiziell das Studio.
Die Geschichte rund um DriveClub ist definitiv eine eigene Geschichte wert und wird definitiv folgen. Versprochen. Was Motorstorm betrifft, wollen wir dieses Kapitel hiermit schließen. Auch wenn es schmerzt.
Was die Jungs von Evolution Studios betraf: Codemasters kaufte das komplette Team, das unter dem Namen Codemasters Evo aufging. 2018 veröffentlichte das Team, das hauptsächlich aus ehemaligen Motorstorm-Talenten bestand, den Racer Onrush, ein Spiel, das mit Motorstorm-Einfluss und DNA aus allen Nähten platzte. Obwohl es sehr gut rezensiert wurde, wurde es sofort bei der Ankunft für tot erklärt. Kaum jemand wollte das Spiel kaufen. Dies führte dazu, dass das neu gegründete Entwicklerstudio ebenfalls von einer Entlassungswelle heimgesucht und zerrissen wurde.
Eine Geschichte, die tief im Herzen schmerzt. Motorstorm. Ein Spiel das für Furore auf der PS3 sorgte, wurde mirnichtsdirnichts ins Jenseits befördert. Die Online-Server sind schon seit einer Ewigkeit geschlossen worden. Es bleibt zum Glück der Singleplayer-Modus und hoffentlich eingefleischte Fans, die den Mythos des Spiels nicht sterben lassen.
Motorstorm hat definitiv tiefe Reifenspuren im Matsch hinterlassen. Ein atemberaubender Racer, der sich unauslöschbar in den Herzen und Köpfen der Spieler auf der ganzen Welt verankert hat. Motorstorm bleibt definitiv nicht vergessen und mit einem weinenden Auge schließen wir nun das Geschichtsbuch, mit der Hoffnung auf eine Wiedergeburt des wohl besten Racers, den es je für die PlayStation gegeben hat.