Im Test: Unusual Findings

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich die 4. Staffel von Stranger Things noch nicht gesehen habe. Zum Glück konnte ich mich bislang von allen möglichen Spoilern fernhalten. Warum Stranger Things? Nun… die Serie spielt in den 80er Jahren, das wohl einflussreichste Jahrzehnt, dass wir allem all jene, die in diesen Zeiten aufgewachsen sind, niemals loslassen wird. Nicht nur was die Musik, oder Videospiele betrifft. Was uns am meisten im Gedächtnis geblieben ist, sind die unfassbar guten (und für die Pop-Kultur wichtigen) Filme! Die Goonies, ET, Indiana Jones, Zurück in die Zukunft… nie wieder gab es ein Jahrzehnt, das uns so prägte, wie die 80er Jahre. Stranger Things macht es vor, wie man dieses Nostalgie-Erlebnis entfachen kann. Und dies nicht nur in all jenen, die dieses Jahrzehnt selbst erlebt haben, aber auch in allen, die später auf die Welt kamen.

Auch die Videospiel-Industrie lebt von dieser Pop-Kultur. Retro-Spiele kommen und gehen und nur wenige sind gut. Leider. Epic Llama veröffentlicht mit Unusual Findings ein brandneues Abenteuer, dass uns in die gute alte Zeit zurückversetzt und… schon beim Start kommt Gänsehaut auf und da nicht nur, weil das Intro so verdammt nach Stranger Things klingt.

Die Geschichte des Spiels beginnt damit, dass die Jungs Hausarrest bekommen, weil sie “versehentlich” den Vorgarten ihres Nachbarn in die Luft gesprengt haben. Anstatt zu Hause zu bleiben und den Anweisungen der Eltern zu gehorchen, schleichen sie sich hinaus. Und es gibt auch einen guten Grund, denn ihr Nerd-Freund Tony verspricht einen Abend voller Pornos. Dass diese nur im PayTV laufen ist kein Problem, denn der schlaue Fuchs hat ein Gerätchen gebastelt, mit dem man das Kabelsignal entschlüsseln kann. Dem Abend voll mit Fakten Tatsachen steht also nichts mehr im Wege. Oder? 

Doch der Porno-Abend wird je unterbrochen, denn anstatt nackte Damen, sehen die Jungs etwas, das wie ein Notruf aussieht, gefolgt von einer explosiven Landung, die die Jungen aus dem Fenster sehen können. Was zur Hölle war das? Ein Meteorit? Ein… ALIENRAUMSCHIFF?!?

Wie man das in den 80ern so macht, wählt man nicht hektisch die Nummer der Polizei.Man schnappt sich das Fahrrad und begibt sich zum Ort des Geschehens. Untermal mit der besten Musik, die es je auf dieser Welt gegeben hat: 80er Synth-Pop. Und wie in den berühmten Filmen aus dieser Epoche (GOONIES!!!11elf), werden die Jungs ihr größtes Abenteuer ihres Leben erleben.

Unusual Findings ist ein Point-and-Click-Abenteuer voller zeitgemäßer Pixelgrafiken und Anspielungen auf die 80er. Man übernimmt die Kontrolle über den Charakter Vinny, mit dem man mittels verschiedener Dialog und Interaktionsoptionen interagieren lassen kann. Wie in allen Genre-Vertretern, kommt man am besten voran, wenn man auf ziemlich alles klickt was der Bildschirm so zu bieten hat und auch grundsätzlich alles aufsammeln, was in der Welt so rumliegt. Zum Glück hat der Haupt-Charakter Vinny eine ziemlich große Reisetasche, in der man all die Dinge aufbewahren kann, die man auf dem Weg finden und die auf die eine oder andere Weise nützlich sein könnten.

Für die Interaktion, stellt einem das Spiel ein einfach zu handhabenden Menü zur Verfügung, mit nur drei Optionen: Sprechen, anschauen, nehmen (bzw benutzen, schlagen… je nach Situation.  Items werden per Drag-and-Drop auf die entsprechende Person, den Raum oder auf en Gegenstand, mit dem man interagieren möchte gezogen. Wie in Adventures üblich, wird man im Laufe des Spiels verschiedene Orte besuchen, um hier mit möglich vielen Personen zu interagieren. Freilich gibt es auch eine Menge Backtracking, um die diversen Rätsel zu lösen. Dank einer Karte, lässt sich allerdings ganz bequem hin und herreisen.

Des Rätsels Lösung ist nicht immer sofort ersichtlich. Abgesehen davon, dass man (wie eben in allen Adventures) versucht, alle Objekte wild mit einander zu kombinieren, lohnt es sich auch mit den Charakteren und Items in allen möglichen Wegen zu interagieren. So hat man zum Beispiel mit dem Problem zu kämpfen, dass ein Videospiel nicht richtig funktioniert. Was macht man? Man “spricht” mit der Videospielkassette. Und so pustet man unten in die Cartridge hinein, wie man das eben damals so machte (auch wenn der feuchte Atem eher kontraproduktiv ist, aber kontraproduktiv oder nicht, es half stets zu 99% aller Fälle). Insgesamt braucht man also nicht nur Kombinationsgabe, sondern auch ein wenig “Geduld und Spucke”.

Das soll aber nicht heißen, dass die Rätsel übermäßig kompliziert sind. Zum größten Teil findet Unusual Findings die richtige Balance zwischen Logik und Fähigkeiten zum kritischen Denken. Ein Hinweissystem (wie etwa im neuen Monkey Island), gibt es nicht. In der heutigen Zeit vielleicht etwas, dass einige Spieler abschalten lässt. Aber zum Glücken leben wir ja nicht mehr in den 80ern, oder müssen einen Monat auf das Spielmagazin warten, in dem man ein Walkthrough findet. Wir haben Youtube und Internet. Aber wer will sich damit schon den Spaß verderben lassen? Oft kommt man schon auf die Lösung, wenn man in den Dialogen aufpasst, oder sich Notizen durchliest.

Man muss sich also nicht wirklich den Kopf zerbrechen und heulend aufgeben, weil man nicht weiterkommt. Solltet ihr dennoch befürchten, vielleicht etwas übersehen zu haben, könnt ihr eine “Hinweisoption” aktivieren, die alle auf dem Bildschirm verfügbaren Elemente vorübergehend  hervorhebt … in Form eines Space Invaders.

Wo Unusual Findings am hellsten strahlt, ist die grafische Präsentation. Sie verfügt über einen Pixel-Art-Stil, der einem an die gute alte Zeit erinnert. Allerdings nicht nur einfach “hingeklatscht”. Man hat eine Menge Arbeit in die Grafiken gesteckt. Und durch die Verwendung einer breiteren Farbpalette und dynamischer Lichteffekte, wirkt alles so wunderbar lebendig. Und selbst wenn man alles mit kleinen Pixeln zusammen geklöppelt hat, erkennt man jede Details. Dies wird deutlich, wenn man sich eines der zahlreichen Filmplakate ansieht, die in der Stadt verstreut sind. Obwohl sie Sud mehr oder weniger groben Pixeln bestehen, erkennt man sofort, was sich dahinter verbirgt.

Das Sounddesign ist ebenso beeindruckend. Unusual Findings hat einen Killer-Soundtrack mit einer großen Auswahl an lizenzierter Musik und Original-Synthwave-Melodien. Solltet ihr das Spiel streamen wollen, bietet euch das Spiel einen alternativen Soundtrack an. Die Vertonung der Charaktere ist in der Regel gelungen. Nut teilweise klingen Dialoge so, als würde sich der Sprecher in einem anderen Raum, oder unter einer Decke befinden. Etwas merkwürdig. Dies ist allerdings auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich im Spiel gefunden habe. Der Soundtrack und die urkomischen Dialoge sind mehr als genug, um den Spieler bei der Stange zu halten.

Unusual Findings ist eine Liebeserklärung an alles rund um die 80er. Man konnte schon dem Trailer entnehmen, dass Unusual Findings randvoll mit Eastereggs sein würde, und man wird definitiv nicht enttäuscht. Die ikonischen Filmplakate, grellen Dekorationen und sogar der Modestil der 80er. Für alle, die in dieser Zeit aufgewachsen sind, dürfen sich auf eine gewaltige Nostalgiebombe epischen Ausmaßes freuen!

Aber nicht nur Kinder der 80er werden ihren Spaß mit dem Spiel haben. Unusual Findings ist ein amüsantes Abenteuer voller skurriler Charaktere, interessanter Schauplätze und unerwarteter Momente. Die Geschichte mag vertrauten wirken, aber sie ist so charmant und verrückt, dass es nicht wirklich wichtig ist. Die Rätsel machen Spaß und die Charaktere sind liebenswert.

Des Weiteren gibt es mehrere Enden und Möglichkeiten, Hindernisse zu überwinden, sodass der Wiederspielwert ziemlich hoch ist. Für diejenigen von uns, die in dieser Zeit aufgewachsen sind, ist das Spiel definitiv ein MUSS! Holt euch eine Packung Chips, Pizza und eine Cola und bereitet euch auf viele schöne Stunden vor. Unusual Findings ist ein unvergessliches Abenteuer, das uns in das schönste (und prägendste) Jahrzehnt zurück katapultiert, aus dem wir eigentlich nie so wirklich entfliehen wollen.

(getestet auf Nintendo Switch)