Dante’s Inferno ist nicht unbedingt das erste Videospiel, das auf einem Stück klassischer Literatur basiert, aber man kann vielleicht behaupten, dass es der beste “Mainstream-Titel” ist, der diese Thema hervorragend umsetzt. Bereits 1986 gab es ein gleichnamigen Titel für den C64, aber so wirklich vergleichbar sind diese beiden Spiele nicht wirklich. Man durfte aber auch etwas “brachiales” erwarten. Nicht zuletzt da niemand anderes als Visceral Games, das Team hinter dem fantastisch furchteinflößenden Dead Space aus dem Jahr 2008, dahinter steckt. Als Grundlage für dieses epische Stück diente Dante Alighieris “göttliche Komödie” und hier insbesondere das ersten Kapitel, „Inferno“.
Das ist aber nicht die einzige “Grundlage” die man sich für die Entwicklung von Dante’s Inferno “geborgt” hat und wenn es eine Sünde wäre, das Gameplay eines anderen Titels derart abzukupfern, dann gäbe es bestimmt einen Kreis in der Hölle, der ausschließlich für Dantes Inferno reserviert ist. God of War bekamen Schnappatmung, als sie sahen, dass das Kampfsystem mitsamt den Finishing-Moves quasi komplett die gleichen waren, mit denen Kratos seine Gegner aufmischte. Selbst die banalsten u Aufgaben, wie z. B. die Anforderung, dass der Spieler den Aktionsknopf drücken muss, um Türen zu öffnen, wurde komplett übernommen.
Das Ergebnis war nicht nur eine brutale Nachahmung, sondern auch ein brutal blutiges Spiel.
In Dante’s Inferno übernimmt man die Rolle einer fiktiven Version von Dante, neu interpretiert als Veteran der christlichen Kreuzzüge. Nachdem er dem Tod buchstäblich ins Gesicht gestarrt hat, kehrt er nach Hause zurück, nur um festzustellen, dass seine Frau Beatrice brutal ermordet wurde. Was das Ganze für unseren traurigen Helden noch schlimmer macht? Der gute Luzifer hat die arme, geschundene Seele seiner Geliebten in die tiefste Hölle verschleppt. Dante tut, was jeder Held mit Selbstachtung tun sollte, und nimmt die Verfolgung auf und wird sich blutig durch neun Kreise der Hölle schlachten. Während er tiefer in die Unterwelt hinabsteigt, erfahren wir mehr über Dante und dessen Sünden, die er in der Vergangenheit begangen hat – sowie über die wahren Beweggründe Luzifers.
Ich weiß jetzt nicht, ob ihr die Gedichte Dantes gelesen habt. Auch wenn man das Gameplay vielleicht nicht unbedingt neu ist: Die Geschichte selbst jedoch ist, gelinde gesagt, einfach einzigartig. Ein Gedicht aus dem 14. Jahrhundert als Inspiration (so ganz genau hat man es dann doch nicht genommen) für einen Hack-and-Slash-Action-Titel zu verwenden, reicht aus, um selbst den hartgesottensten Spieler die Schamsröte ins Gesicht zu zaubern. Visceral Games nutzt die Prämisse mit Bravour und besonders kompromisslos. Das Spiel ist skandalös und übertrieben: Lustdämonen, mit riesigen, nackten Brüsten und ungetauften Spinnenbabys? Das reicht aus, um den kompletten Vatikanstaat in Feuer aufgehen zu lassen.
Auf die Prostituierten der Lust folgen fettleibige Monster, die einen guten Job darin machen, die Völlerei zu verkörpern. Aber diese ekelhaften Darstellungen der Todsünden sind schnell vergessen, wenn man tiefer in Ihre Suche eintaucht. Nach den schockierenden Bildern, die zu Beginn verwendet wurden, darf man sich nur auf Ritter und Zauberer freuen, denen die Anziehungskraft der abstoßenden Feinde, die ihnen vorausgehen, fehlt. Es macht allerdings auch Sinn, denn schließlich war man zu Beginn im Kreis der Völlerei unterwegs und dieser ist eben von stark fettleibigen Personen bevölkert.
Aber genug. Ihr seid vermutlich hier, um zu erfahren, ob das Spiel wirklich was taugt, auch wenn der Release jetzt doch schon einige Jährchen zurück liegt. Die kurze Antwort? Zur Hölle ja!
Man kann mit Sicherheit sagen, dass Visceral den Kampfsystem im Spiel wirklich perfekt umgesetzt hat und ja, sie haben von God of War kopiert. Aber besser gut kopiert, als schlecht selbst gemacht Auch wenn man nicht unbedingt alles richtig gemacht hat. Dante hat einen wunden Punkt. Seine Kampfanimationen. Diese muss er zu Ende bringen, da er cermutlichan irgendeinem seltsamen Tick leidet. Nur hat dies zur Folge, dass man so Angriffe des Gegners schlecht kontern kann, was zur Folge hat, dass man ziemlich oft die Kotletten poliert bekommt, was zum Verlust von Lebensenergie führt. Dennoch agiert Dante stets schnell genug und insgesamt machte das Metzgern doch einen Heidenspaß.
Besser wurde es dann mit jedem Stufenaufstieg. Dieses System ermöglicht es Dante, neue Angriffe und Fähigkeiten zu erwerben. Sobald man einige dieser neuen Techniken in die Finger bekommen hat, beginnt sich der Kampf wirklich zu etwas viel Tieferem zu entwickeln, als es ursprünglich den Anschein hatte. Bald holt man sich zum Beispiel enorme Kettenkombos, mit denen man sich mit Schwung durch die Horden wurstelt. Kratos lässt grüßen.
Kämpfe sind, wie schon erwähnt, ziemlich brutal. Die mächtige Sense schneidet durch tückische Bestien wie ein heißes Messer durch Butter, und es macht großen Spaß, auf Feinde einzuhacken, während man sich geschickt von seinen Gegenangriffen wegrollt. Quick-Time-Events spielen eine große Rolle in der Action und lassen dich deine Feinde auf ausgeklügelte und entsetzlich gewalttätige Weise ausschalten. Die übertriebene, gnadenlose Darstellung des Kampfes passt perfekt zu den dunklen Themen, die im Spiel präsentiert werden, was es zum stärksten Aspekt eurer Suche macht. Man verdient Seelen für jeden Feind, den man tötet und diese Punkte fließen in die Verbesserung weiterer Angriffe ein.
Es gibt sowohl heilige als auch unheilige Meter zu füllen, je nachdem ob man seinen Opponent töten, oder von seinen Sünden reinwaschen mchte. Töten ist die schnellere Option der beiden, da Dante seine Sense einfach brutal in das Gesicht der Person rammt. Die Absolution der Sünden erfordert, dass man eine Art Rhythmus-Minispiel spielt, um sich die heiligen Punkte zu verdienen. Meistens habe ich mich dafür entschieden, die Feinde einfach zu killen, nicht weil ich herzlos bin, sondern weil das Minispiel nervig war.
Wenn man Dante aufrüstet, erhält man einen stetigen Strom neuer Angriffe, und obwohl man im Laufe des Spiels keine neuen Waffen freischalten kann, gibt es genug Abwechslung, um sicherzustellen, dass der Kampf nicht langweilig wird.
Die Qualität von Dante’s Inferno jedoch im Laufe des Spiels stark. Während des ersten Drittels dieses achtstündigen Abenteuers sorgen die vielfältigen Feinde und epischen Umgebungen für eine unterhaltsame, hektische Suche nach Rache. Die Dinge gleichen sich jedoch im mittleren Drittel an. Denkwürdige Charaktere werden nicht mehr eingeführt und das Leveldesign ist weitaus weniger abenteuerlich, aber der hektische Kampf reicht aus, um diese Strecke unterhaltsam, wenn auch nicht besonders bemerkenswert zu machen. Das letzte Drittel dieses Spiels ist uninspiriert und manchmal geradezu schlecht, was für ein völlig unbefriedigendes Ende dieses abgeleiteten Spiels sorgt.
Während des Aufbaus bis zum Endboss wurde das Leveldesign praktisch verworfen. Anstatt durch die Tiefen der Hölle zu rasen, sind Spieler auf eine Reihe von Plattformen beschränkt, auf denen sie bestimmte Ziele erreichen müssen, bevor sie vorankommen können. Zum Beispiel muss man jeden Feind eliminieren, ohne Magie zu beschwören oder nur Luftangriffe einsetzen, was genauso nervig ist, wie es sich anhört. Dies ist eine langweilige Art, das Spiel zu beenden, und hinterlässt einen sauren Nachgeschmack, wenn der Abspann läuft.
Es ist eine Schande, dass Dante’s Inferno nicht mit dem hektischen Tempo und der schrecklichen Vorstellungskraft zu Beginn des Abenteuers mithalten konnte, denn es hätte eine lohnende Alternative zur exzellenten God of War-Serie sein können. Dante’s Inferno macht in diesen hektischen ersten Stunden sicherlich Spaß, aber darüber hinaus bietet es eher einen geringen Wiederspielwert. Am Ende schaltet man den sogenannten Gates of Hell-Modus frei, der Spieler herausfordert, innerhalb von 5 Minuten durch 50 Räume voller Feinde zu kommen und dabei mehr Zeit zu verdienen. Es ist eine willkommene Ergänzung, fügt aber nichts hinzu, was man nicht bereits gesehen hat.
Einer der größten Kritikpunkte am Spiel ist, dass man absolut keine Kontrolle über die Kamera im Spiel hat. Sie ist immer genau dort positioniert, wo die Entwickler sie haben wollen. Das Problem dabei ist, dass oft einer der größeren Gegnertypen des Spiels in den Vordergrund wandert und die Sicht auf das Geschehen auf dem Bildschirm vollständig versperrt. Die Kamera kann auch dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Plattformsequenzen wirklich frustrierend sind. Allzu oft stürzte Dante in den Tod, weil die Kamera in einen ungünstigen Winkel schwenkte, was es fast unmöglich machte, die erforderliche Sprungweite einzuschätzen.
Dante’s Inferno ist und war ein bemerkenswertes Spiel, das für viel Aufsehen seinerzeit sorgt. Leider gibt es dann doch einge Kleinigkeit, dass es weit davon entfernt war, Kratos von seinem Thron zu werfen. Die Gestaltung der Feinde ist so herzallerliebst grässlich-wunderschön, womit Visceral Games abermals bewiesen hat, dass sie die besten Drogen im morgentlichen haben. Und obwohl Dante ursprünglich ein Dichter war, verwandelt er sich im Spiel in einen knallharten Krieger, der fast mit seinem griechischen Gegenstück konkurriert, anfangs.gut mithalten kann, aber vor der Ziellinie stolpert. Dennoch sollte, wenn man die Gelgenheitheit, sich diesen Titel mal zu Gemüte führen.