Im Test: Moss Book 2

Als Moss vor gut 4 Jahren veröffentlicht wurde, war es eines der nicht nur putzigsten Spiele, das ich je gespielt habe, für mich war (und ist) es auch eines der besten Titel für PS VR. Nun kehrt Quill, die kleine Mauskriegerin, mit einem neuen Abenteuer zurück. Und sie ist nicht allein, denn neben neuen Waffen, Fähigkeiten und teils knakigen Rätseln, gibt es zudem eine neue Spielfigur. Diesmal muss unsere Heldin 5 magische Glassplitter sammeln, um die Arkane-Armee zu stoppen

Der Leser Im Märchenland

Wer bisher Moss nicht nicht gespielt hat (schämt euch): Bei dem Titel handelt es sich nicht nur um ein “übliches” Jump’n’Run, mit einem niedlichen Charakter und gelegentlichen Rätseln. Der Spieler übernimmt in dem Märchen nicht nur die Rolle des Charakters, sondern wird aktiv als “Leser” in das Abenteuer mit eingebunden, was bei den gelegentlichen Kämpfen vielleicht hektisch wirken mag, da man aktiv ins Spielgesehen eingreifen muss, in dem man mit dem Controller in der Luft herumfuchtelt um beispielsweise die Gegner für einen kurzen Moment aufzuhalten, oder diese gar zu übernehmen. Zur glichen Zeit steuert man mit den Analogsticks auch Quill, die kleine Maus, die mit ihrem Schwertchen die Gegner in ihre Einzelteile zerlegt, oder deren teils “explosiven” Attacken ausweichen muss. Das Spielgeschehen jedoch ist niemals unfair (eine Erholungsreise also, in eine viel kuschligere Welt, fernab von Elden Ring, die ich absolut nötig hatte). 

Kurz gesagt: Man spielt nicht nur eine Geschichte nach, dank VR sitzt man als Leser direkt in die kleine Märchenwelt versetzt, die wirklich fantastisch aussieht! Jeder “Bildschirm” ist ein neues Diorama, mit unzähligen Details! Alles wirkt zum greifen nah (was übrigens auch die kleine Quill merkt, die den Leser gelegentlich zu einem “High5” auffordert).  Mitten in einem schneebedeckten Level, glubscht einen mit großen Augen ein kuschliger Hase an, der leider zu schnell weghoppeln kann, bevor man darüber nachdenken kann, ob man ihn streicheln kann. Das Gras, die kleinen Objekte…. Überall wohin das Auge fällt, gibt es was zu entdecken. Ganz zu schweigen von der Atmosphäre selbst. Licht, das in die Raume fällt, Staub der durch die Luft schwebt. Und da man sich in einer üppigen, virtuellen Welt befindet, muss sich der Spiel nicht selten von seinem Platz bewegen, um (wenngleich auch nur mit dem Kopf) tiefer in die Welt einzutauchen, bzw, näher an die Objekte heranzutreten, oder auch mal nach links oder rechts “hinter” Säulen und Felsen schauen, um auch das letzte Bisschen Detail zu erhaschen (was mitunter auch für das Lösen einiger Rätsel nötig ist, oder auch um das letzte Collectable, in Form von kleinen Papierrollen, einzusammeln).

Geschichtsmanipulation

Auch wenn man als “Spieler” die kleine, tapfere Maus durchs Abenteuer lenkt, liegt die Hauptaufgabe dennoch daran, aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen. Als “Leser” wird der Spieler auch direkt von der “Erzählerin” angesprochen, die durch die Geschichte fūhrt und mit verstellter Stimme den verschiedenen Charaktere “Leben” verleiht. Zwischensequenzen gibt es leider nicht. Das Märchen wird in Buchform erzählt und so blättert man sich zwischen den einzelnen Spielabschnitten von Seite zu Seite durch die Geschichte, mit stets detaillierten und liebevoll gestalteten Illustrationen. Man mag das vielleicht als “Schwachpunkt” sehen, da man vielleicht an lebendige Filmchen, die den Spiel- und Erzählfluss voranbringen, gewöhnt ist, jedoch macht es durchaus Sinn in der Welt von Moss, die Geschichte eben… als Gesichte zu erzählen, wie man es vielleicht aus der Kindheit her kennt, als man seine Nase in das Märchenbuch seiner Wahl gesteckt hat. Dies bedeutet jetzt aber nicht, dass es nicht selbstablaufende Szenen gibt, in denen die kleine Maus mit weiteren Charakteren in Kontakt tretet und der “Leser” sich für einen kurzen Moment zurücklehnen kann, bevor das Abenteuer wieder Fahrt aufnimmt. 

Mit dem DualShock “bewaffnet”, besteht, wie Eingangs erwähnt, die Hauptaufgabe des Lesers darin, Quill sicher durch die lebendige Märchenwelt zu geleiten. Hierzu schiebt man teilweise einige Steinblöcke durch die Gegend, um neue Wege zu erschließen, oder ūbernimmt einen Gegner, den man mit “Körpereinsatz” (sprich:  mit den Armen) durch die virtuelle Welt lenkt, um dann gegebenenfalls Schalter zu aktiveren, Tūren öffnet, oder gar mit den Waffen des Gegners Quill bei den Kämpfen unterstützt. Ebenfalls kann man den Gegner seit auch “festhalten”, damit die Heldin leichtes Spiel hat, mit ihren Waffen ihnen den Gar auszumachen. Oder man spielt Hand-in-Hand mit der kleinen Maus, die bespielsweise ihr magisches Schwert “aufladen” kann, um mit Unterstützung des Spielers und dessen Handbewegung zu einem Dash-Sprung ansetzen kann, um damit Abgrūnde ūberwinden zu können.

eider funktioniert das nicht immer so ganz präzise und die arme Maus landet dann im kalten Wasser. Schuld daran ist wohl die sture Kamera und die Controller-Erkennung. All zu oft fuchtelte ich wie wild mit dem DualShock Controller durch die Luft, nur weil ein Punkt in der Landschaft mit dem Zeiger (eine blau wabernde Sphäre) mal wieder nicht zu erreichen war. Oder das Headset befand sich mal wieder außerhalb der Kamerareichweite und musste mit einem Druck auf die Start-Taste wieder “kalibriert” werden. Der Move Controller kann leider nicht eingesetzt werden, und somit bleibt die leicht hakelige Steuerung mit dem DS Controller ūbrig, was mitunter der Maus ein schnelles Ende bereitete. Klar, es ist wirklich putzig, wie sich Quill mit Gesten, Kopfschütteln und Japsen beim “Leser” beschwert, wenn der ein oder andere Sprung mal wieder im Nass endete (Schwimmen ist nicht wirklich eine Stärke der kleinen Nagerin), ganz “frustfrei” ist das Spiel allerdings so nicht wirklich zu genießen. Leider. Aber vielleicht hilft da der ein oder andere Bugfix? Hoffentlich. 

Manchmal kommt es vor, dass man hilfesuchend mit dem Kopf hin- und herschwenkend im virtuellen Raum nach der Rätsels Lösung sucht. Nicht immer ist sofort ersichtlich, wie man vorzugehen hat. Und bis man des Pudels Kern dann entdecken konnte, hat man vielleicht schon seinen Hals verrenkt, oder sich mal wieder im Kabelgewirr verfangen (ein kabelloses PS VR wäre wirklich wirklich wünschenswert). Da klatscht sich nicht nur Quill verzweifelt auf die Stirn…

Kleine Maus, große Emotionen

Von den kleinen Problemen abgesehen, ist Moss: Book 2 ein wirklich bezauberndes kleines Spielchen, das man in gut 5 Stunden “durchgelesen” hat. Und wer sich nicht in die putzige Maus verliebt, die vielen kleinen Details des Spiels und die gesamte Atmosphäre, dem ist wirklich nicht zu helfen. Und neben all der Putzigkeit, gab es im Spiel einen Moment, der mitunter einen Tränenausbruch auslösen kann. Dies sollte man allerdings vermeiden, da das Innere des Visiers der PS VR ohnehin leicht verschmutzt (…dank vielleicht einer fettenden Stirn und schweißtreibenden Spielgeschehens, oder weil ihr vielleicht kleine Schmutzfinken seid). Polyarc hat wirklich unglaublich viel Herzblut in das kleine Märchen gesteckt. Nicht nur das die Geschichte selbst betrifft, sondern auch in der Art, wie sie ausgestaltet wurde, oder wie sie unserer kleinen Heldin Leben verleihen, die man all zu oft einfach mal aufgreifen und knuddeln möchte! Und wäre die bewegende Story an sich nicht schon ein Grund dafūr, warum man sich unbedingt das Spiel zu Gemūte fūhren sollte, dann sicherlich fūr die exzellente Arbeit der Entwickler, wie sie den “Leser” in diese immersive Geschichte versetzen, die nur darauf wartet, nochmals gespielt zu werden, da man sich bei all den vielen liebevollen Details niemals satt sehen kann.

Bewertung: 4 von 5.


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