Im Test: 80 Days

Ihr habt bestimmt schon von der exzentrischen Reise von Phileas Fogg gehört oder gar den Film gesehen (hoffentlich das Original aus dem Jahr 1956), der in seinem Gentleman’s Club eine Wette eingegangen ist, dass er innerhalb von 80 Tagen um die Welt reisen und nach London zurückkehren könnte.

80 Days versetzt den Spieler in die Rolle von Foggs äußerst loyalem Diener Passepartout, der helfen muss, den ziemlich ahnungslosen Fogg sicher von einer Stadt in die andere zu bringen. Es basiert auf Jules Vernes klassischem Roman In 80 Tagen um die Welt, aber es schafft es, die Geschichte viel weiter zu führen und sie auf faszinierende Weise zu erweitern, während es sie gleichzeitig in ein faszinierendes und fesselndes Spielerlebnis verwandelt.

Vernes Romane haben sich oft dem Steampunk-Genre angenähert (lange bevor es zu dem wurde, was es jetzt ist) und 80 Days geht sogar noch weiter. In der Darstellung des Spiels von 1872 ist die Steampunk-Technologie viel weiter fortgeschritten, als sie es tatsächlich war. Es gibt alle möglichen fantastischen dampfbetriebenen Fahrzeuge sowie Dampfautomaten zu begegnen. So entsteht eine Reise, die immer wieder neue und interessante Überraschungen bereithält.

Doch wie hilfst du als Passepartout dem törichten Fogg, die Welt zu umrunden? Nun, dies geschieht meistens über ein intuitives kartenähnliches System, mit dem Spieler den Verlauf Ihrer Reise festlegen können, während sie Ihr nächstes Ziel auswählen. Es gibt oft mehrere Routen, die man auswählen kann, was dazu führt, dass man in verschiedene Teile der Welt reisen kann. Ziemlich früh wird man sich natürlich entscheiden, ob man zum Beispiel über Russland in den Norden reisen möchte, oder vielleicht durch Indien.

Unabhängig davon, welche Richtung Spieler wählen, wird man einige einzigartige Ereignisse präsentiert, die auf den Ländern basieren, durch die man reist und den darin befindlichen Städten. Jede Stadt gibt Ihnen die Möglichkeit, den Markt zu besuchen, wo man Artikel kaufen kann, die einem und Fogg auf der Reise helfen könnten (warme Kleidung, oder ein Kartenspiel), sowie Artikel, die man anderswo mit einem erheblichen Gewinn verkaufen kann. Geld zu verdienen ist wichtig, denn obwohl Fogg bereits ein ziemlich wohlhabender Mensch ist, ist es nicht billig, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Wenn man also zusätzliches Geld verdient, kann man das Ziel sicherlich effektiver erreichen. Das liegt daran, dass einige Strecken und die entsprechenden Verkehrsmittel möglicherweise mehr kosten als andere. Dann gibt es auch die gelegentliche Bestechung zu berücksichtigen, um die Dinge zu beschleunigen.

Aufgrund der Freiheit, die dem Spieler geboten wird, selbst zu wählen, in welche Richtung er gehen möchte, kann 80 Days ein persönliches Erlebnis bieten, das dennoch dem Roman treu bleibt. Es gibt Ereignisse in einigen Städten, die direkter davon inspiriert sind, wie Passepartout, der nach einem ziemlich unglücklichen Missgeschick mit einer illegalen Substanz in den Zirkus eingetreten ist. Diese Verweise auf das Quellenmaterial sind eine nette Geste, und es gibt auch andere Anspielungen auf Vernes anderes literarisches Werk.

Das Spiel präsentiert sich eher minimal, da es keine animierten Zwischensequenzen gibt. 80 Days findet mehr oder weniger nur in Textform statt, mit dafür hübschen Illustrationen im Hintergrund. Erwartet also kein Grafik-Meisterwerk und findet euch damit ab, eine Menge lesen zu müssen.

Das Ziel, in 80 Tagen um die Welt zu reisen, wird dir vielleicht beim ersten Versuch nicht gelingen, aber aufgrund der oben erwähnten Freiheit bei der Entscheidung, wohin du reisen möchtest, eignet sich das Spiel für mehrere Durchgänge. Mein erster Versuch scheiterte jedoch kläglich, denn erst nach über 90 Tagen, nach einer beschwerlichen Reise durch Afrika, bei der Mr Fogg beinahe draufging, wieder in London ankam. Der zweite Anlauf war erheblich besser. 50 Tage! Ein Rekord! 

Aber selbst wenn es einem gelingt, Foggs Wette zu erfüllen, lohnt es sich immer noch zu sehen, welche anderen Wege man einschlagen kann und ob es Möglichkeiten gibt, die Reise in kürzerer Zeit zu bewältigen. Und es gibt so viel zu entdecken! 

Für (Text)Adventure Fans und Jules Vernes Anhänger, kommen um das Spiel nicht herum. Die Story ist packend als auch der Wettbewerb selbst, der einem regelrecht anspornt, die kürzeste Route wie möglich zu finden. 80 Days gibt einem fast das Gefühl, als würde man gegen die Zeit kämpfen und dabei ist die Reise kein Ponyhof, denn man stößt auf eine ganze Reihe von Komplikationen. Es passt perfekt zur Switch, egal ob angedockt oder im Handheld-Modus. 80 Days ist der perfekte Zeitvertreib, bei dem man gleichzeitig entspannen, aber dennoch ein wenig sein Hirn benutzen muss.

80 Days ist im Bundle mit Overboard in einer Special Limited Edition bei Games Rocket ab dem 8. November erhältlich.

Bewertung: 4.5 von 5.

(getestet auf Nintendo Switch)

80 Days

London, 1872. Phileas Fogg hat gewettet, dass er die Welt in nur 80 Tagen umrunden kann. Spiele als sein treuer Diener Passepartout, reise mit einem Heißluftballon, einem mechanischen Kamel und anderen Methoden, während du versuchst, die Wette durch über hundert Städte abzuschließen. Dies ist eine Reise voller Geschichten über Revolution, Intrigen, Romantik und Abenteuer.

INFO

Plattform: Switch
Veröffentlichung: 01.102019
Herausgeber: Inkle, Profile Books
Genre: Text Adventure

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