Im Test: Overboard!

Veronica Villensey, eine eher durchschnittliche Schauspielerin, hat gerade einen Mord begangen. Kürzlich mit einer wohlhabenden Prominenten verheiratet und ist dabei, ihre Flitterwochen zu genießen. Das frisch verheiratete Paar ist auf dem Weg nach Amerika, wo man ein neues Leben beginnen möchte. Dummerweise fiel ihr Ehemann Malcolm irgendwie über die Reling dieses Luxuskreuzfahrtschiffs. Die Schwierigkeit des Spielers besteht nun darin, zu versuchen, mit dem Mord davonzukommen. Unglücklicherweise ist die SS Hook voller neugieriger Passagiere, die alle ihre eigenen Geheimnisse für sich behalten und in die Angelegenheiten anderer Leute ihre Nase stecken. Damit ist die Bühne bereitet für ein unterhaltsames und anspruchsvolles Krimi-Abenteuer.

Agatha-Christie-Fans werden von diesem archetypischen visuellen Krimi mit Sicherheit begeistert sein, zumal es sich um ein historisches Stück handelt, das den Hintergrund von 1935 voll ausnutzt. Die Outfits sind edel, Diamantohrringe sind ein wichtiger Beweis, und unzählige andere Designelemente fesseln den Spieler in den packenden Krimi. Das Kunstdesign ist karikaturhaft einfach, aber es funktioniert gut genug, um Overboard! ein pompöses Gefühl zu geben und hilft zu verhindern, dass die Geschichte trotz des relativ dunklen Themas, das untersucht wird, jemals zu düster wird.

Mit Mord davonkommen ist nicht ganz so einfach, wie man es sich vorstellen könnte. Wurde man in der vergangenen Nacht beobachtet? Um dies herauszufinden, gilt es mit den anderen Mitreisenden zu kommunizieren, und dabei die Handvoll verschiedener Bereiche des Dampfers zu durchqueren. Für die Vertuschung der Tat, hat man einen engen 8-Stunden-Zeitplan, wobei hier angemerkt werden muss, dass es sich nicht wirklich um 8 Stunden „Spielzeit“ handelt. Es ist auch wichtig, Entscheidungen zu treffen und Dialogoptionen auszuwählen, die einen nicht mit dem Tatort in Verbindung bringen. Andernfalls ist es nur eine Frage der Zeit, bis Villensey zusammen mit allen anderen Komplizen, denen man unterwegs begegnet, hinter schwedische Gardinen geschickt wird. Man lernt die Muster und Routinen der Leute, die den Spieler unterstützen oder behindern können, und der größte Spaß besteht darin, zu lernen, in welcher Reihenfolge man mit wem sprechen muss, bzw. welche Handlungen ausgeführt werden müssen.

Beim ersten Durchspielen zu scheitern, ist wohl keine Schande. Es gilt ja herauszufinden, welche Taktik am erfolgreichsten ist. So kann man versuchen Mrs. Villensey als dumme und vergessliche Person darzustellen, wenn man zB man nach dem Aufenthaltsort des Mannes oder, was beide letzte Nacht gemacht haben, gefragt wird. Allerdings kommt man mit dieser Taktik nur dann weit kommt, wenn man sich Gedanken über mögliche Beweise, Augenzeugen und deren Konsequenzen gemacht hat. Eine bloße Verleugnung der Tat wird einfach nicht funktionieren. Spieldurchläufe dauern normalerweise nur wenige Minuten. Da es dennoch eine viele Informationen auf einmal zu behalten gibt, bietet einem das Spiel eine einfache Checkliste an, die einem hilft, vielleicht neue, unerforschte Wege zu finden.

Gerade wenn man glaubt, das Unmögliche geschafft zu haben, um ungeschoren davonzukommen, wird man damit konfrontiert, dass den Mord wie ein Selbstmord aussehen zu lassen, nicht die perfekteste Art ist, das Spiel zu beenden. Schließlich will man ja auch die Lebensversicherung ausbezahlt haben, was allerdings auf diese Weise nicht möglich ist. Somit soll man inspiriert werden, das nächste Mal das Verbrechen noch perfekter zu gestalten. Solche zusätzlichen Ziele bieten eine zusätzliche Ebene der Herausforderung und stellen das Timing und das allgemeines Know-how, wie man das perfekte Verbrechen begeht, noch weiter auf die Probe.

Was Overboard! an Länge und Umfang fehlt, macht es mit charmantem Sinn für Witz und Stil mehr als wett. Es erfindet die Genres Visual Novel oder Krimi nicht gerade neu, aber es bietet eine abgerundete Interpretation von beiden, die Spieler dazu anregen wird, kreativ darüber nachzudenken, wie man das perfekte Verbrechen erreichen könnte.

Overboard! ist ein kurzes, aber verdammt packendes Krimi-Abenteuer mit raffiniertem Stil und einer süchtig machenden Gameplay-Schleife. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken, da das Spiel einem auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Entscheidungen und Spielweisen bietet. Gerne kann man auch miteinander auf der Couch knobeln, um den Mord zu perfektionieren (ohne jedoch dabei nachzudenken, selbiges mit seinem Partner zu veranstalten). Für Adventure und Krimi und Knobel-Fans jedenfalls ein feiner Happen, der unbedingt gespielt werden möchte!

80 Days ist im Bundle mit Overboard in einer Special Limited Edition bei Games Rocket ab dem 8. November erhältlich.

Bewertung: 4 von 5.

(getestet auf Nintendo Switch)

Overboard!

Veronica Villensey ist vieles: eine ehemalige Schauspielerin, die Frau eines wohlhabenden Mannes und jetzt ihre größte Rolle: eine Mörderin.
Aber um fair zu sein, der Bastard hat es verdient. Als Veronica ihren geliebten Ehemann Malcolm über die Bordwand des Kreuzfahrtschiffes wirft, setzt sie Ereignisse in Gang, die sie weder vorhersehen noch vermeiden konnte – es sei denn, sie könnte sie ein zweites Mal wiederholen. Und ein drittes. Und ein viertes und ein fünftes…

INFO

Plattform: Switch
Veröffentlichung: 02.06.2021
Herausgeber: Inkle
Genre: Visual Krimi

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