Im Test | Ys VIII: Lacrimosa of DANA

Wer jetzt die Ys Serie nicht wirklich kennt (im übrigen lautet die Aussprache Isu, wobei das „u“ im japanischen stumm ist und nicht “Whys” oder gar “Ypsilons”), dem sei verziehen. Auch wenn die Serie ihr Debüt schon 1987 feierte. Und  zur Verteidigung kann man auch sagen, dass es die Serie erst in den 2000er Jahren schaffte, im Westen wirklich Fuß zu fassen, da das 1995 veröffentlichte Super Nintendo Spiel Ys V: Kefin, The Lost City of Sand ausschließlich in Japan veröffentlicht wurde. Ys VIII: Lacrimosa of DANA selbst ist jetzt direkt auch nicht so neu. Bereits 2016 wurde das von Falcom entwickelte und NIS veröffentlichte Rollenspiel für die PS Vita auf den Markt gebracht, gefolgt von einem Port für die PS4 und Switch 2 Jahre später. Und nun, abermals 4 Jahre später nach dem PS4 Release, gibt es nun endlich die rundum neu überarbeitete Version für die PS5! Für viele also, die bislang dieses fantastische RPG links liegen gelassen haben (oder überhaupt noch nichts mit der Serie am Hut hatten) die perfekte Gelegenheit um in die Welt von Ys einzusteigen.

Ys VIII startet an Bord des großen Schiffes Lombardia, einem stolzen Passagierschiff, das Adol Christin und seinen Freund Dogi über das Gaete-Meer nach Eresia bringt. Während man kurz die Eleganz der Hochseereise erlebt, wenden sich die Dinge schnell und es dauert nicht lange, bis ein riesiger Krake das Schiff angreift und zusammen mit scheinbar allen an Bord versenkt. Als wir Adol das nächste Mal sehen, findet er sich an der Küste einer mysteriösen, tropischen Insel wieder – der verfluchten Insel Seiren. Während er mit der Erkundung beginnt, beginnt er, andere Schiffbrüchige aus der Lombardia zu finden, und nachdem er eine Gruppe unwahrscheinlicher Abenteurer zusammengestellt hat, macht er sich auf den Weg, um den Rest der Überlebenden zu retten, das Geheimnis der Insel zu lüften, einen Fluchtweg zu finden … und herauszufinden, wie eine junge Frau namens Dana aus seinen Träumen in seine missliche Lage passt.

Obwohl es sich auf viele bekannte Handlungsstränge und Anime-Klischees stützt, ist die Geschichte von Lacrimosa of Dana immer noch wirklich interessant, und ihre inselgebundene Größe hilft, die Erzählung auf dem Boden zu halten, selbst wenn sie in fantastischeres Gebiet abbiegt. Die sympathischen Charaktere tragen wesentlich dazu bei, das Interesse zu wecken, und die Interaktionen zwischen ihnen werden zu einem echten Highlight, wenn man seine provisorische Siedlung von Schiffbrüchigen ausbaut. Es ist auch ein besonders rasantes Abenteuer – wie viele Falcom-Spiele fühlt es sich in Bezug auf die Struktur eher wie ein Roman an als die meisten RPGs, mit sich schnell bewegenden Handlungspunkten, die immer noch viel Zeit für Details und den Aufbau der Welt lassen. Es ist auch erwähnenswert, dass Lacrimosa of Dana, obwohl es „VIII“ im Titel hat, als eigenständiges Erlebnis gut funktioniert; Wie Final Fantasy oder Dragon Quest geht es bei Ys-Spielen mehr um ein verbundenes Universum als um sequentielle Geschichten.

Im Gegensatz zu Final Fantasy oder Dragon Quest ging es bei Ys jedoch von Anfang an um aktive Kämpfe, und bei Ys VIII ist das nicht anders. Der Kampf in Lacrimosa of Dana findet in Echtzeit und direkt auf dem Spielfeld statt, ohne dass auf einen separaten Bildschirm gewechselt werden muss. Feinde tummeln sich häufig an Seirens Ufern, und sobald sie in Reichweite sind, kannst du sie mit dem rasanten Hack-and-Slash-System angreifen.

Spieler können schnell zwischen ihren drei aktiven Gruppenmitgliedern durchwechseln, indem die die Quadrat-Taste drücken, und dies ist ein wesentlicher Teil dessen, was den Kampf von Ys VIII so unterhaltsam macht. Der Wechsel ist einfach und augenblicklich – das heißt, der nächste Charakter erscheint genau dort, wo man war, und tauscht sofort die Plätze mit dem zuvor kontrollierten Charakter. Zusätzlich zu seinen eigenen Fähigkeiten fügt jeder Charakter eine bestimmte Form von Nahkampfschaden zu – Durchbohren, Schlagen oder Hieb – und wenn Spieler es schaffen, einen Feind mit dem Typ zu treffen, gegen den er schwach ist, kann er in den Zustand „Break“ übergehen, um zusätzlichen Schaden (neben anderen Debuffs) zu nehmen. Abgesehen von den verschiedenen Angriffstypen fühlen sich die Charaktere auch ganz anders an, wenn sie gespielt werden, vom relativ tank-igen Sahad bis zur schnellen Laxia , so dass das Hot-Swapping von Gruppenmitgliedern viel mehr ist als nur reine Ästhetik ist.

Egal wen du steuerst, du hast auch Zugang zu einigen lustigen Techniken, die das Kampfsystem über das einfache Drücken von Knöpfen hinausheben. „Flash Move“ und „Flash Guard“ zum Beispiel sind Moves im Bayonetta-Stil, die ausgelöst werden, wenn Spieler es schaffen, einem Angriff im allerletzten Moment auszuweichen oder ihn zu blocken, was einen unglaublich befriedigenden Zeitlupeneffekt und einen erheblichen Schadensschub für die nächsten Sekunden liefert. Diese fühlen sich fantastisch an, und sie tragen wesentlich dazu bei, dass sich Kämpfe eher auf Fertigkeiten als auf Statistiken auswirken.

Andere kleine Details im Kampfsystem tragen ebenfalls zu seiner Persönlichkeit bei. Es gibt zum Beispiel einen deutlichen Fokus auf Luftangriffe. Es ist einfach, Gegner in der Luft zu jonglieren, und das Erledigen von Feinden in der Luft gewährt tatsächlich einen Erfahrungspunktebonus. In ähnlicher Weise wird das Landen eines Todesstoßes mit einer Fertigkeit (im Gegensatz zu einem Nahkampfangriff) SP wieder aufladen, sodass der taktische Einsatz von Spezialbewegungen die Anzeige tatsächlich höher machen kann als vor einem Kampf. Das Auslösen vieler Fähigkeiten füllt auch die Anzeige für eine „Extra-Fähigkeit“ – ein charakterspezifisches Special mit einer maßgeschneiderten Animation und einem eingeschnittenen Porträt, das mehreren Zielen massiven Schaden zufügt. Insgesamt ist der Kampf in Ys VIII schnell, hektisch und macht Spaß; tief genug, um interessant zu bleiben, aber einfach genug, um sich nie zu kompliziert zu fühlen.

Während Adol und seine Freunde viel Zeit damit verbringen werden, sich gegen die lokale Fauna zu verteidigen, ist das eigentliche Ziel ihres Abenteuers natürlich die Erkundung und Kartierung der Insel, und das ist die andere Seite der Gameplay-Schleife von Ys VIII. Wenn man sich von Ihrem provisorischen Zuhause in Castaway Village auf den Weg macht, füllen Spieler Seirens Karte aus und notieren interessante Orte als Location Points. Neben Feinden ist die Landschaft mit Ressourcen übersät, und durch das Sammeln von Früchten, Pflanzen, Mineralien und mehr, können Spieler im Basislager neue Mahlzeiten und Gegenstände zubereiten und herstellen. Spieler werden auch auf neue Schiffbrüchige stoßen. Viele von ihnen haben besondere Fähigkeiten, die sie gerne mit Ihnen teilen, indem sie neue Geschäfte und Dienstleistungen in Castaway Village eröffnen . Das Dorf ist ein Schlussstein von Ys VIII; Es ist ein Ort zum Ausruhen und Auftanken, aber Spieler müssen die Siedlung auch befestigen und vor Bestienangriffen schützen, die zu einer größeren Bedrohung werden, je weiter Spieler in die mysteriösen Ursprünge der Insel vordringen.

Durch die Rettung von Schiffbrüchigen kann man auch mehr von der Insel erkunden, da man mehr Hände hat, um Hindernisse wie Felsbrocken und Bäume zu bewegen, die einem den Weg versperren. Man wird auch auf „Abenteuerausrüstung“ im Zelda-Stil stoßen, die einen ähnlichen Zweck erfüllt, als Gegenstände, die den Charakteren beim Klettern oder Atmen unter Wasser helfen oder dunkle Bereiche erhellen. Zwischen all diesen Elementen verwandelt sich die Erkundung der Insel schnell in einen süchtig machenden Kreislauf aus dem Sammeln von Ressourcen, der Rückkehr zur Basis, dem Vorantreiben der Handlung und der Erforschung eines neu zugänglichen Gebiets, um weiter voranzukommen. Es ist eine unterhaltsame Schleife – optimiert durch großzügige Schnellreisepunkte – die Ys VIII bequem zwischen erkundungsbasierten RPGs und eher auf die Geschichte ausgerichteten Serien wie Final Fantasy oder Dragon Quest platziert.

Und obwohl dies wunderbar als einzigartige Gameplay-Vorlage funktioniert, sind die unglaublichen Umgebungen ein großer Teil dessen, was das Erkunden in Ys VIII so unterhaltsam macht. Es ist ein großartiges Abenteuer mit einer Welt, die es wirklich wert ist, erkundet zu werden. Die Isle of Seiren ist ein perfektes Setup, da sie der Umgebung eine starke zusammenhängende Identität verleiht; Anstatt getrennte Gebiete wie „Feuerwelt“ oder „Eiswelt“ zu haben, verschmelzen Biome auf natürliche Weise miteinander, und es gibt ein geografisches Gefühl des Fortschritts, wenn Spieler sich weiter von Ihrer Basis entfernen. Die Einstellung bedeutet auch, dass Falcom kreativ wird, wenn es darum geht, Bereiche nach Themen voneinander zu unterscheiden, und das zahlt sich wirklich aus. Variationen in Farbpaletten, Beleuchtung, Vertikalität und Dichte wirken zusammen, um jeder Domäne ein eigenes Gefühl zu verleihen, und es gibt keine, die wir nicht auf einer Postkarte sehen möchten.

Die Isle of Seiren ist auch in Bezug auf die Grafik schön anzusehen, und wenn man die Wurzeln des Spiels bedenkt, hält sich Ys VIII optisch immer noch sehr gut. Charakter- und Feindmodelle sind wunderschön gemacht, mit beeindruckenden Details und glatten Animationen, und obwohl man Texturen mit niedriger Auflösung und Low-Poly-Features erkennen kann, helfen die starke künstlerische Ausrichtung und die dynamischen Kamerawinkel, diese Ecken und Kanten zu glätten. Ys VIII begann als Vita-Spiel, bevor es auf die PlayStation 4 und jetzt auf PlayStation 5 portiert wurde, und obwohl diese Handheld-Wurzeln sicherlich offensichtlich sind, ist es auch die Tatsache, dass viel Sorgfalt in die Präsentation gesteckt wurde, vom Kostümdesign bis zum wunderschönen 2D Charakterporträts zu den Menüs und der Benutzeroberfläche.

Nicht alles glänzt im Spiel. Die Übersetzung, die die überarbeitete Version widerspiegelt, ist zwar ausgezeichnet. Allerdings ist nicht alles perfekt. So gibt es vereinzelte Tippfehler, fehlende Symbole und Bilder in Tutorial-Bildschirmen. Die Texte sind aber nicht die einzigen Probleme, wenn diese auch nicht so wirklich die Spielspaß trüben. Man findet auch einige seltsame Designentscheidungen, wie die Tatsache, dass das Dashen der Charaktere sich ein wenig komisch anfühlt. Offensichtlich sind dies alles andere als Deal-Breaker, denn das Spiel selbst wurde auf hohem Niveau produziert und portiert. Dies nur, falls eben jemand nach Fehlern fragen sollte…

In Bezug auf die Leistung kann man mit Fug und Recht behauten, dass sich die PS5 Version großartig anfühlt. Die Grafiken und Charaktere sehen hervorragend aus und kommen gestochen scharf rüber. Und ja… man darf bei einem Port natürlich keine Wunder erwarten. Insgesamt läuft auch alles schön flüssig ab und störendes Ruckeln, auch wenn es ein paar Feinde mehr auf dem Bildschirm gab, fiel mir eigentlich nicht auf.

Was den Soundtrack betrifft, liefert Lacrimosa of DANA eine umwerfende Leistung mit einem herausragenden Soundtrack, der Genres von orchestralen Walzern und keltisch inspiriertem Folk bis hin zu Gitarrenrock im SEGA-Stil überspringt, ohne einen Takt zu überspringen. Es gibt eine große Vielfalt an Instrumenten und Musikstilen, aber dank wiederkehrenden melodischer und rhythmischer Themen und durchdachter Übergänge fügt sich alles zu einem zusammenhängenden Ganzen zusammen. Falcom-Spiele sind für ihre unvergessliche Musik bekannt, und Ys VIII gehört zu den Besten unter ihnen. Es gibt auch eine hervorragende englische Sprachausgabe. Allerdings, wie das so üblich ist, wurden nicht alle Dialoge vertont und so gibt es dennoch allerhand zum lesen.

Mit lustigen, rasanten Kämpfen, sympathischen Charakteren und einer unterhaltsamen Geschichte, die das wunderschöne Schiffbruchs-Setting voll ausnutzt, ist Ys VIII: Lacrimosa of Dana ein erstklassiges Action-Rollenspiel. Die Erkundung der Isle of Seiren ist genauso lohnend wie die Beherrschung des Charaktertausch- und Hack-and-Slash-Kampfsystems, und beide passen in eine süchtig machende Spiel-Schleife des Abenteuers, die alles im Handumdrehen in Bewegung hält. Ys VIII ist ein wahres Juwel. Erst recht auf der PS5!

(getestet auf PS5)