Im Test | Intrepid Izzy

Als Intrepid Izzy zum ersten Mal angekündigt wurde, konnten Retro-Fans ihren Augen nicht trauen, denn die Entwickler Senile Team kündigten an, diesen Titel auch für die Dreamcast zu veröffentlichen. Der ein oder andere mag vielleicht denken, dass die Sega Konsole schon längst Schnee von gestern ist, doch weit gefehlt. Senile Team ist in der Dreamcast-Indie-Szene schon lange ein bekannter Name und dank einer Open-Source-Engine, gibt es auch heute noch einen stetigen Fluss an Spielen, wie etwa von der Community entwickelte Mods von Serien von Splatterhouse bis Resident Evil.

Die Kickstarter-Kampagne für Intrepid Izzy startete bereits 2017 mit versprochenen Veröffentlichungen für PC, Dreamcast und PS4. Nachdem die PC-Version ihren Anfang 2020 machte, gefolgt von der Dreamcast Version ein Jahr später, gibt es nun auch endlich eine Version für PS4, PS5 und Switch.

Intrepid Izzy ist ein sehr zugängliches und dennoch herausforderndes 2D-Metroidvania mit einer konstanten Ausgewogenheit von Mechanik und Gameplay. Um den oben erwähnten Genre-Mix aufzuschlüsseln, kommen klassische Jump’n’runs aus dem lebendigen Level-Design und 2D-Plattformelementen über diverse Gefahren, während Beat’em’ups zu Izzys Auswahl an Uppercuts, Jump-Kicks, Jab-Combos und Slides zurückverfolgt werden kann packt an. Feinde werden somit zu Boden geschlagen, anstatt mit einem Sprung auf dem Kopf zu eliminieren. Lustig sind auch kleine Easter Eggs wie die „Hadouken” ähnliche Spezialattacke. Letztlich stammt Metroidvania aus dem Leveldesign selbst, und das hat für mich wirklich geglänzt.

Durch die Verwendung der Grundattacken, wird es ziemlich trivial, dem Feind tatsächlich nahe zu kommen. Sobald man einen ersten Treffer landet, hat der Feind im Prinzip schon verloren, da gezielte Treffer diese paralysieren und Izzy einfaches Spiel hat, sie zu erledigen. Es gibt allerdings auch Feinde, die sich aus der Betäubung befreien können.Insbesondere Bosse, die ohnehin eine andere Strategie voraussetzen, damit man sie besiegen kann.

So sehr ich das Metroidvania-Genre mag, zielloses Herumirren und Zurückverfolgen sind jetzt nicht wirklich Dinge, die einem wirklich Spaß machen, jedoch Elemente, die das Spiel einem auf Trab halten lassen. Die unerschrockene Izzy ist jedoch in der Lage, dank einer Art Quest Log, den Spieler stets auf den Laufenden zu halten.

Das Kartensystem zeigt dank Legenden und Schlüsselelmenten, wo es lang geht, während das erwähnte Quest Log Aufschluss darüber gibt, was und wo man suchen sollte, um in der Story voran kommen zu können.

Das Spiel beginnt damit, dass unser Protagonistin Izzy eine Schatztruhe öffnet, die einen bösen blauen Dschinni auf die Welt loslässt. Nichts wird darüber erklärt, was Izzy getan hat, was sie normalerweise an jedem anderen Tag tut oder was die genauen Gefahren der Kräfte des blauen Dschinni sind.

Izzy ist anscheinend eine Art Archäologin im Stil von Indiana Jones, die die meisten ihrer Probleme mit ihren Fäusten löst. Es ist diese Art von Setup, das Erinnerungen an die frühen 90er weckt, wo das Gameplay noch König war und nicht unbedingt eine ellenlange Story mit drölf Seiten Hintergrundgeschichte.

Die Grafik hat flüssige 60 fps und zeigt große, karikaturartige Sprites, die von sanfter, sich wiederholender Musik begleitet werden, die in der Regel sehr ansprechend ist. Der Soundtrack hat einen Hauch von Retro Charme und geht einem zum Glück nicht gleich nach den ersten Beats auf die Nerven.

Was aber Intrepid Izzy zu einem großartigen Spiel macht, ist ein Hub namens Awesometown, das man mittels einem Portal erreichen kann. Hier kann man nicht nur seine Lebensenergie wieder aufladen, sondern kann sich in den Geschäften mit wichtigen Dingen, wie Nahrungsmittel versorgen, oder auch die Gesundheit aufleveln. Für einen netten Zeitvertreib im Spiel, gibt es zudem eine Arcadehalle mit drei Minispielen, mit denen man abseits der Story viel Spaß haben kann, sollte man mal eine Pause vom Abenteuer benötigen. Zur Verfügung stehen einem hier eine Art Berzerk-Klon, ein 8-Bit-Super-Hang-On, und ein Minispiel, in dem man Haien ausweichen muss, während man kleine Diamanten einsammelt.

Was das vorhin erwähnte Portal betrifft: Diese Pforten sind Schlüsselelemente, dank denen man aus dem jeweiligen Level stets heraus hüpfen kann, um sich nicht nur im ruhigen Awesometown ein wenig auszuruhen. Mittels diesen Portalen kann man auch zwischen den verschiedenen Level hin und her reisen, was das Backtracking um ein vielfaches vereinfacht. 

Um aber dem Jump’n’Run Einerlei noch eins drauf zu setzen, hat man Izzy diverse Kostüme verpasst. Diese haben nicht nur einen optischen Einfluss, sonder verleihen der Heldin weitere, besondere Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten benötigt man im Grunde hauptsächlich für das Freischalten neuer Bereiche im Spiel, aber sie verleihen den Plattform-Herausforderungen auch etwas mehr Geschmack.

Zum Beispiel gibt es einen praktischen Eichhörnchenanzug (was mich ein wenig an das Flughörnchen-Kostüm von Mario erinnerte), mit dem man durch die Luft gleiten kann, um weite Abgründe zu passieren. Man kann aber auch Luftströmungen ausnutzen, um höher gelegene Plattformen erreichen zu können. Darüber hinaus bietet der Anzug zusätzlich noch Spezialattacken, mit dem man nicht nur Gegner ausschalten, aber auch Böden und Wände durchbrechen kann. 

Spätere Kostüme haben Redundanzen mit früheren, wodurch die Notwendigkeit entfällt, stets sein Outfit wechseln zu müssen, um bestimmte Passagen meistern zu können. Im besten Fall funktionieren die Kostüme als erweitertes Level-Gimmick. Bei den meisten Kostümen führt Izzy immer noch genau die gleichen Schlagkombinationen aus wie das Standardkostüm, sodass ihr eigentlicher Zweck dann doch nur darin besteht, die Erkundung der Level zu unterstützen.

Denn das größte Manko der Kostüme ist, wie der Wechsel an sich funktioniert. Wenn man zum ersten Mal ein Kostüm sammelt, zieht Izzy es sofort an, aber aus irgendeinem Grund muss man den ganzen Weg zu ihrem Haus gehen und sich in ihrem Zimmer umzuziehen, möchte man in ein anderes Kostüm schlüpfen. Da das Spiel im Allgemeinen darauf ausgelegt ist, die Kostüme nicht oft wechseln zu müssen, ist dieses Manko verkraftbar.

Der vielleicht seltsamste Teil des Kostümsystems ist seine völlige Bedeutungslosigkeit gegenüber den Bossen des Spiels. Grundsätzlich bestreitet man das Spiel mit den Standardattacken. Das einzige, was die meisten Kostüme von einander unterscheidet, sind deren Spezialangriffe. Das Problem bei Spezialangriffen ist, dass man diese sie verwenden kann, nachdem man eine bestimmte Anzahl lila Kristalle gesammelt hat, um den Energiebalken mit Energie zu versorgen (wenn man nicht gerade eine lila Fontäne gefunden hat, die die Energie auf 100% aufladen kann, allerdings sind diese Fontänen rar gesät).

Wenn du allerdings stirbst, verlierst du die gesamte Spezialenergie, die du gesammelt hast, und alle Bosse des Spiels außer dem letzten haben ihren Kontrollpunkt genau dort platziert, wo der Bosskampf beginnt, was es also unmöglich macht, zurückzuverfolgen und nachzufüllen. In den meisten Fällen der Fälle, wird man die Bosse also mit den Standardattacken besiegen müssen. Der letzte Boss erlaubt einem nicht einmal, ein anderes Kostüm als das Standardkostüm zu verwenden, womit man ein wenig Potential verschenkt.

Der wirklich einzig große Kritikpunkt des Spiels ist dessen Länge. In gut 5 Stunden (wenn nicht noch schneller) kann man schon das Ende erreichen, was jetzt nicht unbedingt ein gutes “Preis-Leistungsverhältnis” ist. Die Musik und die Grafik tragen jedoch viel dazu bei, dass man am Ende doch eine Menge Spaß haben wird und vielleicht Intrepid Izzy, nach einer gewissen Zeit, nochmals durchspielen wird.

Intrepid Izzy ist keineswegs das diesjährige Plattform-Meisterwerk, aber es ist ein lustiges und unterhaltsames Spiel, was am Ende dann doch noch reicht, um sich aus der banalen Mittelmäßigkeit zu retten.

Bewertung: 3 von 5.

(getestet auf Switch)

Intrepid Izzy

Intrepid Izzy ist ein genreübergreifendes 2D-Spiel mit einem einzigartigen HD-Grafikstil.

Das Spiel verbindet nahtlos Plattformer-, Beat ’em up- und Adventure-Elemente und weist einen markanten Grafikstil auf, der von einer Retro-Spielegrafik inspiriert ist und der mit knackigen, detaillierten Sprites mit flüssigen Animationen besticht.

Du erforschst riesige Level, die allesamt über eigene Spielmechaniken und ein eigenes Thema verfügen. Du erhältst verschiedene Kostüme für Izzy und profitierst von den Superkräften, die sie ihr verleihen!

INFO

Plattform: PS5, PS4, Switch
Veröffentlichung: 02.12.2022
Herausgeber: Ratalaika
Genre: Jump’n’Run

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