Im Test: Trenches

Ja, Ich hab ein schwaches Herz! Bei meinem ersten Durchlauf, oder sagen wir besser. Bei dem ersten Versuch Trenches zu absolvieren, musste ich das Spiel nach einer halben Stunde pausieren. Nicht weil das Spiel schlecht ist. Ich benötigte einfach nur eine Pause von diesen unheimlichen Schützengräben. Ein unendliches Labyrinth voller Qualen, und schrecklichen Geräuschen, die einem von innen heraus qualvoll auffressen. Die Stimmen gefallener Soldaten, die um Hilfe riefen, das Geschrei von Babies, und die realen Fotos aus dem 1. Weltkrieg schufen ein immersives Erlebnis, vor allem, wenn man die Lautstärke aufdreht.

Der erste Weltkrieg war wohl von der technischen Seite gesehen, der brutalste Krieg der Neuzeit. Ohne Rücksicht auf Verluste wurde alles verheizt, was Arme hatte, um eine Waffe zu halten. Neue Kriegsmaschinen wie Panzer trafen auf Reiter mit Säbeln bewaffnet und zum ersten Mal kamen auch chemische Kriegsmittel zum Einsatz, die Lungen und Augen verätzten. Die Verluste erreichten unzählbare Dimensionen und jene, die überlebt haben, kehrten mit den wohl schrecklichsten psychischen Schäden und Ängsten zurück, die man sich nicht ein mal vorstellen kann und will.

Steelkrill Studio, die Entwickler von Trenches, nahmen sich nun dieses Thema zur Brust, um daraus einen knallharten Horrortitel zu kreieren.  Allerdings kommt das Spiel ganz ohne brutale Schlachten und Explosionen aus. Der Terror des Spiels? Die Psyche, unvorstellbare Ängste und ein Monster, das euch auf Schritt und Tritt verfolgt. Schaffen wir es je lebend aus den Schützengräben heraus, oder wird es zu unserem nassen Grab, voller Blut und Schlamm?

Grundsätzlich klingt das Gameplay total easy. Es gilt, wie auch schon in Slender Man, zahlreiche Hinweise zu finden, bevor einem das Monster erwischen kann. Man schleicht also geduckt um so wenig Lärm wie möglich zu erzeugen durch das scheinbar unendlich Labyrinth des Todes und nutzt Verstecke, sollte die Gefahr immanent sein. Das wäre wie gesagt alles sehr machbar. Wäre da nicht diese brutale und schaurige Atmosphäre, die einem die Eingeweide umstülpt!

Und wie gesagt. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ich bei einem Horrorspiel das Spiel unterbrechen muss, um eine Pause einzulegen.

Das Spiel beginnt mit einem lauten Knall und mit den Augen der Spielfigur, blickt man auf ein Familienfoto. Das einzige Stück, das einem an die Heimat erinnert und Trost spenden soll. Doch Trost sucht man vergeblich. Denn von nun ab, wird man versuchen, aus diesem klaustrophobischen Grabengefelcht zu entkommen. Doch wie? Der Soldat selbst wird mit dem größten Feind konfrontiert, den es überhaupt gibt. Nicht der Feind aus Fleisch und Blut. Sondern ein surreale Alp Traum und Angst, die langsam die Seele auffrisst.

Trenches ist fast in jedem Aspekt einzigartig schön. Vor allem das Sounddesign stellt sicher, dass man sich auch keine Sekunde lang sicher fühlt. Das einzige was vielleicht ein wenig stört, ist das harte Scheinwerferlicht, das einen blendet. Unser Soldat wird auch unentwegt blinzeln, was mitunter eine Steilvorlage für einen der zahlreichen Jumpscares ist, denn ein Sekundenbruchteil Dunkelheit reicht aus, die Orientierung zu verlieren, oder einen Geist erscheinen zu lassen.

Die einzige Möglichkeit dem Terror zu entkommen besteht darin, Hinweise und Ziele zu finden, die auf der Grabenkarte verzeichnet sind. Allerdings muss man diese Karte auch erstmal finden. Und ohne Karte wird man mit 100 prozentiger Sicherheit im Labyrinth ums Leben kommen.

Das gesichtlose Monster folgt euch auf schritt und tritt und wer die Schritte des Monsters hört, sollte die Beine in die Hand nehmen und so schnell wie möglich ein versteck suchen. Das Problem ist nur, dass auch das Rennen die Aufmerksamkeit auf euch zieht.

Und auch wenn man versucht so still wie ein Mäuschen durch die Gräben zu navigieren. Man kommt nicht drum herum Lärm zu machen. So gilt es den Baby Geschrei nachzugehen, doch diese Schreie verstummen. So muss man in seine kleine Graben Trillerpfeife pusten, die einen schrecklich schrillen Ton von sich gibt, allerdings mit der Prämisse, dass das Geschrei der zu suchenden Babys wieder erklingt.  Und was die Babies hören, hört auch das Monster und nimmt sofort Kurs auf euch!

Manchmal versperrt Stacheldraht euren Weg. Und der helfende Bolzenschneider muss ebenfalls erst gefunden werden. Doch wo? Panik kommt auf. Jede verdammte Sekunde. Das Holz der Planken knarrt unter den Stiefeln und dann?

Ein Jumpscare! Heilige Scheisse! Wie oft ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Ebenso beunruhigend sind die realen Fotos aus dem ersten Weltkrieg, die manchmal nur für einen Sekundenbruchteil zu sehen sind. Aber auch die zur Verzierung aufgehängten Fotos sind verdammt schauderhaft, auch wenn diese nicht mal gefallene Soldaten zeigen, sondern Menschen aus dem Alltag.

Vielleicht überlebt man lange genug, und findet sogar eine Waffe. Doch wie auch in Sender Man, kann man das Monster leider nicht töten. Und wenn es euch erwischt, packt es gnadenlos zu!

Wie eine Ratte wird man orientierungslos durch die Schützengräben irren. Stets mit einem dicken Kloß im Hals, dem Puls bei 180 und kalten Schweiß, der einem den Rücken herunter rinnt.

Und dann läuft man los, voller Panik, nur um drei Sekunden später in einer Sackgasse zu enden und nicht selten, wird dieser dumme Fehler tödlich enden.

Trenches leidet unter einem Mangel an Kontrollpunkten. Ich hatte fünf von neun Hinweisen gefunden und eilte zum nächsten, als ich in eine Sackgasse geriet und mich das Monster somit in Stücke riss. Da es leider keinen Savepunkt gibt, wird man wohl oder übel wieder bei Null beginnen müssen. Und vielleicht wird man aus seinen Fehlern lernen. Doch die Wahrscheinlichkeit ist doch eher gering. Nicht all zu oft schlendert man mehrmals durch den selben Bereich, den man zuvor schon viellicht drollig mal abgegrast hat. Aber die Architektur des Schützengrabens macht es einem unmöglich sich markante Punkte zu merken, die einem für eine bessere Orientierung hilfreich sein könnten.

Was die Atmosphäre des Spiels betrifft, so können sich viele Indie-Entwickler eine Scheibe davon abschneiden. Die Grafik selbst ist nicht unbedingt dasselbe vom Ei, aber das Spiel lebt hauptsächlich von seinem Sounddesign, das durch Mark und Bein geht.

Und was die Jumpscares betrifft? Trenches ist voll davon! Und selbst, wenn man bereits ahnen kann, dass man gleich auf einen Geist treffen wird. Man wird jedes mal davon überrascht. Am besten spielt man also das Spiel unter der Decke und sieht zu, dass unter dem Sofa sich keine Monster befinden.

Wer jetzt Jumpsacres nicht so mag, der kann diese Schreckmomente im Menü auch abstellen. Allerdings nicht komplett. Wäre ja auch zu einfach! Und mindestens ein Mal muss sich der Spieler ja in die Hosen machen!

Wenn ihr also auf Horror steht, der eure Seele mit Genuss Stück für Stück auffressen wird und auf diese erfrischenden Momente Wert legt, in denen euer Herz für einen Augenblick lang aufhört zu schlagen, dann ist Trenches genau das Richtige für euch! Unter den vielen Horrorspielen, die es auf dem Markt gibt, ist Trensches seit langer Zeit wieder ein sehr gutes Beispiel, wie man in Spiel dieser Art richtig angeht.

Holt euch das Spiel und vielleicht eine Packung Doppelherz. Nur um auf Nummer sicher zu gehen!

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