Im Test: Wonder Boy Anniversary Collection

Wie jetzt? Hatten wir vor einem halben Jahr nicht schon eine Wonder Boy Collection? Das ist richtig, doch die im Juni veröffentlichte Sammlung beinhaltete nur 4 Titel mit dem ikonischen Charakter des SEGA Konsole. Aber nun gibt es dank der Wonder Boy Anniversary Collection, die vorher nur exklusiv für Strictly Limited Games vertrieben wurde, die zusätzlich 2 weitere Spiele der Wonder Boy Sammlung hinzufügt. Die Sammlung enthält nicht nur sechs großartige Titel der Serie, sondern auch alle Regionsvariationen und all ihren alternativen Konsolenports, von Arcade über SG-1000 bis hin zu Master System, Mega Drive und Game Gear. Insgesamt kommt man so auf 21 Titel. Junge und alte Retro-Fans, sollten mit dieser umfassenden Jubiläumssammlung über Stunden Spaß haben. 

Die beiden Neuzugänge sind Wonder Boy III: Monster Lair, sowie Wonder Boy III: Dragons Trip. Monster Lair ist wohl der unterschätzteste Titel der ganzen Monster Boy Serie, was aber auch nicht verwundert, denn das Gameplay will sich auch nicht wirklich in die Serie einfügen. Anstatt eines Plattformers, hat man es in Monster Lair mit einem Ding zu tun, das eher einem Shoot´em´Up verwandet ist. Geschuldet ist dies dem Auto-Scrolling. Nichtdestotrotz wird man mit Monster Lair eine Menge Spaß haben, da der Ansatz komplett “frisch” ist, vergleicht man es mit den anderen Spielen der Reihe.

Dragon’s Trap schließt das Runde Paket ab. In diesem Klassiker, der vielleicht etwas Eingewöhnung benötigt, wird man nicht nur die die Rolle des Wunderjungen schlüpfen. Dieser kann sich zudem in eine Eidechse, eine Maus, einen Piranha, einen Löwen und einen Falken verwandeln. Dieser Klassiker erhielt im Jahr 2017 ein aufwendiges Remake. In der Anniversary Collection könnt ihr allerdings das Spiel in seiner ursprünglichen Fassung genießen.

Die restlichen Spiele sind wie auch schon zuvor Wonder Boy, Wonder Boy in Monster Land, Wonder Boy in Monster World und schließlich Monster World IV, in dem man nicht wie gewohnt in die Rolle des Burschen schlüpft. Stattdessen übernimmt man die Rolle der orientalischen Prinzessin Asha.

Wonder Boy, im Westen auch als Adventure Island bekannt, ist wohl der rudimentärste Titel in der Sammlung. Hierbei handelt es sich um einen klassischen Platformer, in dem wir unseren kleinen Helden Tom Tom (dank seiner Steinaxt) gegen Monster antreten lassen können (draufhüpfen, wie es etwa unser italiensicher Schnauzbart-Träger vermag, führt zum sofortigen Bildschirmtot) in diverse Level (ober- und unterirdisch) begleiten, während wir auf dem Weg zum Ende des Levels stets frisches Obst essen müssen, um nicht wegen Hunger ins Gras beißen zu müssen. Für mich ist und bleibt das originale Arcade-Wonder Boy ein fantastisches Spiel und da lasse ich mit von niemanden etwas einreden.

Wonder Boy in Monster Land war definitiv prägend für alles was folgte, schmiss man doch das “Steinzeit-Szenario” auf den Komposthaufen und ersetzte es mit einer mittelalterlichen Fantasy-Kulisse. Und nicht nur für die Wonder Boy-Serie selbst, war dies ein wichtiger Schritt, denn man könnte kühn behaupten, dass man 1987 vielleicht sogar den Grundstein für das Metroidvania-Genre setzte.

Wonder Boy in Monster World, das dritte Spiel in der Sammlung, ist mit Abstand das ausgereifteste und wohl insgesamt das beste Spiel der Sammlung, was wohl daran liegt, dass es sich hierbei nicht um ein Arcade-Titel, aber um ein Spiel für das Mega Drive handelt (auch wenn “emotional” das erste Wonder Boy, immer noch den ersten Platz im Herzen belegt), das 1991 veröffentlicht wurde.

Mit Monster World IV, dem vierten Titel der Sammlung, hat man abermals die Reihe neu “erfunden”. Man verzichtete auf eine männliche Hauptrolle und setzte stattdessen ein grünhaariges Mädchen namens Asha auf den Platz des Protagonisten. Gleichzeitig wählte man ein komplett neues Szenario und somit platzierte man Monster World IV in eine arabisch inspirierte Fantasiewelt, während man der Grundstruktur seiner Action-Rollenspiel-Vorgänger treu bleibt.

Interessant ist, dass man alle Spiele in deren unterschiedlichen Ports für die diversen SEGA Konsolen erleben kann. Die Versionen für das Master System laufen wie eine 1, so wie man das vielleicht selbst noch aus der Vergangenheit gewohnt ist. Etwas “exotischer” werden die Versionen für das Ur-System SG-1000. Das Scrolling war wohl etwas zu knifflig für diese Konsole, was nach einer gewissen Zeit stressig für die Augen wird. Spaß machen die Spiele aber heute noch. Jetzt könnte man nur noch bemängeln, dass die noch weit aus mehr “exotischeren” Ports für das PC Engine nicht dabei sein, was schade ist, da die Wonder Boy Titel auf dieser Konsole einen besonderen Charme hatten.

Für die Sammlung hat man nicht nur etwas Staub entfernt, sondern zugleich noch neue Features hinzugefügt. Man kann jederzeit speichern und somit ins Spiel  ein- und aussteigen, wann man will und wer jetzt mit der Schwierigkeit des Spiels nicht mehr ganz ru recht kommt (da früher grundsätzlich alles schwerer war), kann man nun dank der Schultertaste die Zeit zurück drehen, um somit dem Tod nochmals von der Schippe zu springen. 

Da es sich hierbei um Retro-Spiele handelt, dürfen freilich die obligatorischen Filter nicht fehlen. Diese ermöglichen eine Vielzahl von Anpassungen und Bildoptimierungen, mit Verhältniseinstellungen von Scanlines, oder Bildschärfe. Somit holt man sich das gute alte CRT-Feeling auf den Flachbildschirm zurück. 

In der Wonder Boy Anniversary Collection gibt es zusätzlich weitere Boni wie Unmengen von Kunstwerken, Skizzen, Handbuch- und Cover-Scans sowie Entwicklernotizen auf Japanisch, sowie Karten für jede einzelne Version jedes Spiels. Der Fundus ist bemerkenswert riesig, sodass sich Fans nicht wirklich beschweren können.

Wie auch schon die Wonder Boy Collection ist die Wonder Boy Anniversary Collection eineabsolute Kauf-Empfehlung für alle Fans des quasi SEGA Maskottchen. Es ist nur etwas schade, dass diese umfassende Version vorher nur in physischer limitierter Form verfügbar war, womit sich Käufer der normalen Collection sich nun die Haare raufen werden. Aber als Hardcore Fans, haben sie vermutlich ohnehin schon zugegriffen, als die physische Version angekündigt wurde. Für alle alten als auch neuen Retro-Fans, erhalten mit der Wonder Boy Anniversary Collection eine wunderbare Möglichkeit, die enthaltenen Klassiker aufleben zu lassen somit auch die guten alten Emotionen der Kindheit. Und so kann man auch noch heute unzählige Stunden mit Spielen verbringen, die fast schon 40 Jahre auf den Buckel haben. Der Preis von knapp 50 Euro ist vielleicht etwas happig.

Bewertung: 3.5 von 5.

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