Albacete Warrior ist das allererstes Projekt des spanischen Entwicklerstudios FAS3 Studios, das aus drei Freunden besteht, die sich nach der Universität wieder zusammen getan haben, um nun Spiele zu entwicklen. Albacete Warrior spielt somit nicht nur in der gleichnamigen spanischen Stadt, sondern sie ist auch Sitz des Entwicklerstudios. Was das Spiel nun selbst aus macht, ist ein Grafikstil-Mischmasch und ein einzigartiger Sinn für Humor, der teilweise etwas unter die Gürtellinie geht. Es kann ziemlich kompliziert sein, das Szenario von Albacete Warrior zu erklären, ohne einen Aufschrei in alle Richtungen zu riskieren. Ich versuche daher, so politisch korrekt wie möglich zu bleiben.
Der Titel versetzt uns in die Rolle von Benito, einem notorischen Alkoholiker und eingefleischten Schläger, der nie zögert, nach einem leicht betrunkenen Abend ein paar Ohrfeigen zu geben. Nachdem er zum x-ten Mal aus einer Bar geworfen wurde, weil er einen Typen ohne Grund verprügelt hat, beschließt unser blondhaariger Held, ein Nickerchen ein einem gemütlichen Mülleimer zu machen. Dort wird er von Paco-Sensei, einem chinesischen Meister der Kampfkünste abgeholt, der ihn im Austausch für ein Dach und ein paar gute Mahlzeiten zum Auserwählten machen will. Benito hört auf sein Bauchgefühl, stimmt zu und beginnt somit eine dreijährige Ausbildung mit dem Ziel, seinen Körper, sein Herz und seinen Geist zu entwickeln. Fürs Erste keine Sorge. Für den Rest aber …
Benito kann sich nicht konzentrieren und ist eher auf Partys als darauf erpicht, die althergebrachten Techniken der Ninjas zu lernen. Eines schönen Tages muss Benito hilflos zusehen, wie sein Dojo zerstört wird von fiesen Mexikanern, die mit Messern bewaffnet sind, und Söldnern, die als Paprika getarnt sind. Bewaffnet mit seinem treuen Huhn begibt er sich dann auf eine Suche, die ihn um die ganze Welt führen wird, um sich zu rächen und letztendlich seinem Titel als Auserwählter gerecht zu werden. Auf fünf Level, die durch Spanien, Lateinamerika, Japan, Ägypten und schließlich Tibet führen, wird Benito seinen unstillbaren Durst nach Gewalt zum Ausdruck bringen, indem er grobe und manchmal grenzwertige Karikaturen des gewöhnlichen Rassismus bekämpft.
Auch wenn das Szenario völlig an den Haaren herbeigezogen ist, ist das für den Entwickler kein Grund es dabei zu belassen, nein, man fügt noch drölf Gramm seltsamen Humor, um die Handlung selbst so logisch oder unlogisch wie möglich zu gestalten, damit jede Schlägerei auch seinen Grund hat. Was den Humor betrifft, so schwankt er oft gefährlich zwischen Persiflage und harter Beleidigung. Einige Karikaturen sind lustig, wie die eines mexikanischen Trumps, der Doktor Robotnik nachahmt. Andere sind… schwer zu rechtfertigen.
In Bezug auf die Dialoge ist der gesamte Titel in einen sehr schwer verständlichen Slang getaucht. Albacete Warrior ist nur auf Englisch und Spanisch verfügbar und missbraucht vulgäre Sprache und sehr abstrakten Jargon.
Man benötigt ungefähr zwei Stunden, um den Titel vollständig durchzuspielen. In Anbetracht dessen, dass dies das erste Spiel eines unabhängigen Studios ist, können wir in diesem Punkt nur nachsichtig sein. Das Problem ist nur, dass das Gameplay eine totale Krücke ist! Der Titel ist ein im Prinzip ein altmodisches Beat’em Up mit extrem lineare Levels, die wenig Erkundung oder Freiheit bieten, gemixt mit schlechten Plattform-Einlagen. Nur geht die Mischung nicht so wirklich gut auf.
Mit dem Joypad in der Hand, gibts in Kürze schon einen Krampf in der Hand, wenn man Kombis oder Sprünge ausführen möchte. Die Reaktion der gedrückten Knöpfe ist… zum Teil unerträglich lahm. Und das Werfen des Shuriken ist die Hölle!
Im Prinzip das das Gameplay selbst ja ganz witzig. Man schlägt mit der Faust, kann menschliche Schutzschilde nehmen und… ein Witz der jetzt im deutschen nur schlecht funktioniert, aber unser Held kann seinen Hahn (ein echter) aus derHose ziehen, und damit eine Menge Ohrfeigen austeilen. Ich geb euch ein wenig Zeit…
Die Bosskämpfen sind auch ganz lustig, aber eine Herausforderung sind diese nicht wirklich. Bei keiner einzigen dieser Begegnungen bin ich je gestorben, auch die normalen Feine sind keine Probleme, aber…
Oh meine Güte! Diese Plattform-Einlagen sind die Hölle und man stirbt und stirbt… das ich entnervt den Controller beiseite legen wollte. Diese Hüpferei ist komplett fürn… Eimer. Und dieses Doppelsprung-Element und von Wand zur Wand-Gehüpfe? Bereitet euch auf eine Menge Schmerzen vor!
Das Mischen von 2D und 3D ist sehr selten eine gute Idee, es sei denn, man beherrscht die Kunst perfekt. Wenn nicht? Dann wird es zu einer Katastrophe, denn zum Teil fehlt einem der Bezugspunkt, wo man landet, was Plattform-Einlagen etwas erschwert. Und auch die Einschätzung wo sich ein Feind befindet, lässt manchmal zu Wünschen übrig. Albacete Warrior wurde mit Unity erstellt und bietet uns vollständige 3D-Umgebungen … und pixelige 2D-Charaktere. Was als gute Idee gedacht war, ist in der Umsetzung nicht so ganz gelungen.
Ohne den grafischen Teil zu beurteilen, leidet Albacete Warrior eindeutig unter einer völlig allgegenwärtigen und unverständlichen künstlerischen Ausrichtung. Es ist sogar undenkbar, dass die Entwickler ihren Titel unter diesen Bedingungen getestet und diese Wahl ohne Widerwillen validiert haben. Das fertige Produkt ist in jedem Fall eine namenlose Tortur für den Spieler.
Dabei ist das Spiel selbst mit all dem Humor ganz witzig. So ist es eine Schande, dass ein seltsamer Kunstgriff eine an sich potenzial gute Grundlage für eine echte Perle so zu versauen.