Im Test: Avenging Spirit

Falls ihr die 90er nicht komplett verschlafen habt und einen GameBoy euer Eigen nennen konntet, werdet ihr sicherlich schon mal was von Avenging Spirit gehört haben. Vielleicht habt ihr euch auch von dem wunderbaren Cover in den Bann ziehen lassen, das von einem beinharten Gangster mit Maschinengewehr, senfgelben Mantel und einem doch eher psychopathischen Grinsen im Gesicht geziert wird. Als ich das erste Mal dann spielte, war vielleicht auf dem ersten Blick ein wenig Enttäuschung zu spüren, dass es sich bei Avenging Spirit nicht um einen knüppelharten Shooter handelt.  Stattdessen hat man es mit einem Plattformer zu tun. Wie so oft. Avenging Spirit jedoch spielt sich ein wenig anders, was wohl an der Story des Spiels liegt.

Der Hauptcharakter des Spiels machte einen lauschigen Sonntagsspaziergangs mit seiner Freundin, bis diese hinterhältig von einer miesen Band entführt wird, um an die Forschungsergebnisse des Vaters zu gelangen. Dummerweise überlebt unser Held diese Entführung nicht, aber zum Glück gibt es ja noch den Vater der entführten Braut, dessen Forschungsgebiet ausgerechnet Geister sind. So kehrt unser Held in Form eines Geistes zurück, um sich an der Band rächen zu können.

Da als Geist das Spiel nur halb so viel Spaß macht, hat sich Jaleco eine ganz besondere Spielmechanik ausgedacht: Das übernehmen eines feindlichen Charakters! Zu Beginn des Spiels darf man einen aus 4 verschieden Charakter wählen, in dessen Rolle man schlüpfen will. Keine Angst, diese Auswahl muss man nicht bis zum Ende des Spiels “ertragen”. Hat man die Lebensenergie des Charakters aufgebraucht, kehrt unser Avenging Spirit in die Geisterform zurück und muss so schnell wie möglich einen neuen “Wirt” suchen. Und hier ist auch schon der erste Unterschied zur alten GameBoy Version. Hier konnte man noch zu jeder Zeit den Charakter verlassen um sich einen neuen, frischen Körper zu holen. 

Dieses Wechselspiel der Charaktere ist (und war), was den Plattformer am Ende so faszinierend und anders macht. Und es gibt auch eine Menge an verrückten und bezaubernden Gegnern, die man übernehmen kann. Da gibt es Ninjas, einen Vampir, der einen auf Exhibitionist macht und beim Lüften des Mantels nicht nur seine Unterhose, sondern auch einen Schwarm Fledermäuse enthüllt, fliegende Fakire, oder auch Feuer spukende  Drachen. Natürlich ist auch der Schurke des Covers mit dabei.  Jeder Charakter bietet zudem eine eigene Waffenauswahl, bzw Kampftechnik, was vielleicht nicht immer von Vorteil ist, aber schließlich kann man ja den Charakter sterben lassen und sich einen Neuen auswählen, wenn man mit der Auswahl mal nicht ganz so das große Los gezogen hat.  Falls man mal etwas vergeigt hat, kann man mit der Rückspul-Funktion seinen Fehler wieder gut machen, oder wiederholen, weil man generell nie aus seinen Fehlern lernt. Man kann auch “Vorspulen”, was jetzt allerdings nicht so wirklich sinnvoll erscheint.

Es ist wirklich bezaubernd, dass man das Spiel endlich auf der großen Glotze und in Farbe genießen kann. Nicht, dass die GameBoy Version öde war, aber sodann man alles in Farbe und bunt erleben! Die Grafiken sind farbenfroh und karikaturartig, und die Hintergründe sind randvoll mit detaillierten Sprites. Was die Grafik aber so besonders macht ist, dass die Gegner mit ihren großen Sprites sich vom Rest so abheben, dass sie beinahe aus dem Bildschirm herausspringen. Das überzogene Design kommt somit noch besser zur Geltung als in der monochromen Umgebung des GameBoys. Kombiniert mit dem hektischen Soundtrack ist Avenging Spirit ein wahres Juwel, dass man gespielt haben muss. Nach 30 Jahren in seiner verbesserten Form erst recht!

Wie das mit Retro-Games heutzutage so ist, gibt es jede Menge Schalterchen, mit denen man die Präsentation des Spiels einstellen kann. Der gute alte CRT-Filter darf freilich nicht fehlen, was aber meiner Meinung nach mehr schadet als das es irgendeinen Mehrwert hätte. Wer will, kann auch die komplett japanische Version des Spiels zocken, falls man der japanischen Sprache mächtig ist. Allerdings betrifft dies nur die Bildschirmtexte, die euch die Story des Spiels erzählen.

Leider ist die Spielzeit relativ kurz ist. Knapp eine Stunde und man hat Avenging Spirit  durchgezockt. Vermutlich aber hat man dann nur eines der beiden Enden gesehen. Um das “gute Ende” freizuschalten, bedarf es dreier Schlüssel, die in den Level versteckt sind. All zu schwer wird es allerdings nicht diese zu finden, denn man hat auch alle Zeit der Welt um die Level zu erkunden. Weder die Standard-Gegner, noch die Boss-Kämpfe sind besonders schwer und somit hat man insgesamt “leichtes Spiel”, wenn man zudem noch an die “Continues” denkt. 

Man kann es drehen und wenden wie man will: Avenging Spirit ist ein vergessenes Juwel, und seine Reinkarnation auf der Ps4 und PS5 erhält das Spiel endlich seine Aufmerksamkeit, die es verdient hat! Der Spaß am Spiel hängt davon ab, wie sehr ihr die Mechanik des Charakterwechsel ausnützt, also nicht nur euren Lieblingscharakter wählt und versucht, man dem bis ans Ende des Spiels zu gelangen. 

Avenging Spirit wird euch süchtig machen und solltet ihr zu denjenigen gehören, die das Spiel auf schändliche Art und Weise vor 30 Jahren total ignoriert habt, habt ihr nun die Chance eure Sünden ins Reine zu waschen!

Bewertung: 4 von 5.

Avenging Spirit 

Auf einem romantischen Spaziergang mit seiner Freundin wird der Protagonist von feindlichen Agenten überfallen. Sie entführen seine Freundin und töten ihn.

Der Spieler kehrt als Geist zurück und muss die Freundin aus den Klauen eines mysteriösen Verbrechersyndikats befreien, damit er endlich in Frieden ruhen kann. Zu Beginn des Spiels kannst du in einen von vier Charakteren mit jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten fahren und Besitz von ihm ergreifen.

INFO

Plattform: PS4,PS5
Veröffentlichung: 29.07.2022
Herausgeber: Ratalaika Games
Genre: Action, Arcade

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