Im Test | Mugen Souls

Damals im Jahr 2012, als Mugen Souls hier im Westen zum ersten Mal veröffentlicht wurde, waren die Fans von den inhaltlichen Kürzungen in unserer Veröffentlichung ziemlich enttäuscht. Dieser Trend setzte sich mit der PC-Version aus dem Jahr 2015 fort. Nun, einige Jahre später veröffentlicht EastAsiaSoft endlich eine originalgetreue Version dieses Kultklassikers.

Damit ein Spiel einem im Gedächtnis bleibt, sorgt man normalerweise für ein Intro, das im Gedächtnis bleibt. Und… der erste Eindruck wirkt. Das Intro beginnt mit einem Luftschiff das einen riesigen Hasenkopf am Bug hat und an Boas singen sich zwei scheinbar minderjährige Mädchen bei einem J-Pop-Song die Seele aus dem Laib. Und natürlich dürfen Panty Shots nicht fehlen. Während das Spiel so sehr versucht, sowohl lustig als auch frech zu sein, gelingt dies nur in einer sehr schrägen Art und Weise. Und mit dem gruslig-kitsch-fröhlichen Kram müsst ihr die nächsten Stunden verbringen. Sehr viele Stunden sogar.

Und warum das Ganze?

Der Spieler folgt der sehr fadenscheinigen Geschichte von Lady Chou-Chou, die selbsternannte unbestritten unantastbare Gottheit des Universums. Chou-Chou hat sich in den Kopf gesetzt, dass wirklich alles was Beine hat, ihr anschließen muss. Wenn nötig auch mit Gewalt und zuckersüßen Kichern.

Wenn man schon einmal einen Compile Heart-Titel gespielt hat, weiß man im Grunde, was einem erwartet. Man hat eine Semi-3D-Karte, auf der sich der Charakter bewegt und mit feindlichen Mobs und verschiedenen Objekten und Personen interagiert, um bestimmte Ereignisse zu aktivieren. Der Kampf ist eine lächerlich komplexe Angelegenheit. Macht euch zu Beginn also auf jede Menge Erklärungen samt Knopfgedrücke bereit.

Wie auch zum Beispiel bei Neptunia besteht das Potenzial für unglaublich hohe Level und Schaden, wenn man es schafft, das Kampfsystem auch wirklich auszureizen. Und leider ist dies auch bitter nötig, wenn man nur gerade so mit Ach und Krach einen Blumentopf gewinnen möchte. Bosse sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Bis zu einem Grad macht das Kampfsystem aber Spaß und es reichen schon ein paar einfache Kniffe, ohne gleich eine 22421 Seiten starke Enzyklopädie lesen zu müssen.

Das Kampfsystem besteht aus zwei wichtigen Aspekten. Der Burst-Modus und der Moe-Kill-Modus. Der Burst-Modus ist eine physikbasierte Ding des Kampfes, mit der man Feinde über den Bildschirm fliegen lassen kann. Hierzu kann man sie für den maximalen Effekt auch an anderen Personen und Objekten abprallen lassen. Das System ist etwa mit einem Billard-Spiel zu vergleichen. Sind eigene Mitglieder in Schlagreichweite, kann man zudem einen mächtigen Link-Angriff auslösen, in dem sich alle Mitglieder der Party zusammentun und nach einer meist witzigen Animation mit voller Kraft zuschlagen, für den maximalen Schaden.

Das zweite schon etwas kompliziertere Ding ist der sogenannte Moe Kill, oder leider Brot und die Butter des Spiels, nicht nur in Bezug auf die Mechanik, sondern auch in Bezug auf die gesamte Geschichte. Moe Kill ist die Fähigkeit für Chou-Chou, die Feinde auf ihre Seite zu ziehen und si zu so genannten “Peons” zu machen. 

Hierzu betrachtet man sich zunächst die Laune des Feindes und antwortet dann dementsprechend mit schmalzigen Worten, oder demütigt ihn in Grund und Boden, um sie emotional zu zerstören. Durch gelungene “Verzauberungen” steigt der “Peon”-Meter, mit dessen Macht man sich entweder heilen kann, oder den mächtigen Peon Ball auf die Feinde loslassen kann.

Das klingt anfangs noch nach einem unkompliziertes Setup,  das gelegentlich auch zum Erfolg führt. Das ändert sich jedoch mit den zusätzlichen Transformationen. Chou-Chou kann sich in 8 verschiedene Persönlichkeiten transformieren. Dies wirkt sich nicht wirklich auf den eigentlichen Kampf aus (es sei denn, man ist auf gelegentliche Panty Shots aus). Allerdings verändert dieses System das Moe Kill Dings maßgeblich. 

Und natürlich gibt es hierzu eine unüberschaubar hohe Anzahl an verschiednen, teils kaum verhüllenden Kostümen, in die sich unsere Chou-Chou werfen kann. Somit kann man zum Beispiel ihrer sadistischen Inneren Neigung auch äußerlich Ausdruck verleihen, um auch den letzten Gegner auf dem Feld von ihrer unerbittlichen bittersüßen Alleinherrschaft zu überzeugen.

Wer also das Kampfsystem begriffen hat, der hat im Prinzip das Spiel schon gemeistert, denn was den Rest angeht, setzt Mugen Souls nicht wirklich die Messlatte hoch an. Es gibt vereinzelte Ecchi Momente und in den halboffenen Welten, warten eine Menge Feinde nur darauf, von euch zermalmt zu werden. Und wer auch mit der Schatzsuche noch nicht ausgelastet ist, darf sich auf eine Vielzahl an Mini-Spiele einlassen, die allesamt ein visuelles Vergnügen darstellen und tatsächlich auch spaßig sind, wie in etwa der Raumschiff-Kampf, der in etwa nach dem Schere Stein Papier Prinzip funktioniert. 

Mugen Souls ist in etwa so subtil wie ein Elefant im Tütü. Der Anime Aspekt wird einem um die Ohren gehauen, dass es nur so knallt und das beginnt auch schon mit den Kapitelüberschriften, die dem Spieler kompromisslos ins Gesicht hüpfen. Alles ist übertrieben bis zum Äußersten und das ist eigentlich gar nicht mal so übel!

Die Gespräche sind zugegebenermaßen ein wenig… leicht, aber man ohne komplett dumm zu wirken. Diese neue  „ungeschnittene Version“ beschert euch nun auch viel mehr nackte Haut, dank den teils skandalösen Kostümen. Und wie vorher schon erwähnt: Davon gibt es eine Menge! Manchmal fragt man sich, ob das nun ein Titel zum Fremdschämen ist, aber diese Gedanke vergeht zum Glück schnell wieder.

Was wir allerdings nicht vergessen dürfen ist, dass es sich hierbei um einen doch schon etwas in die Tage gekommenen Titel handelt. Über ein Jahrzehnt hat Mugen Souls schon auf den Buckel und natürlich geht das Alter an einem nicht spurlos vorbei… wenn wir mal von unseren Hauptdarstellern absehen.

Die Entwickler haben im Prinzip die alte PS3 Version genommen und es irgendwie auf die Switch portiert, ohne vielleicht das ein oder andere Schräubchen zu drehen, um den alten Schinken etwas aufzupolieren.

Das Herumlaufen fühlt sich gestelzt und träge an, als würde man einen Moment zögern, bevor sich der Charakter zu einem bestimmten Zeitpunkt bewegt. Es gibt eine sichtbare Verlangsamung, wenn zu viel auf dem Bildschirm los ist und das selbst bei den rundenbasierten Kämpfen, wo es in der Regel eine Zeit gibt, um Nachzudenken. Auch was die CPU betrifft.

Und so nervt es dann doch, wenn es mal wieder zu einem Ruckler kommt, oder das die Ladezeiten zwischen den verschiedenen Welten mal wieder länger dauert. Und teilweise muss man sehr oft wechseln! Wieviel Espresso man in dieser Zeit kochen kann, sollte ich tatsächlich mal nachrechnen und kochen… und verende vermutlich mit einem Herzinfarkt. 

Ich weiß jetzt auch nicht ob es an mir, oder an der Kamera liegt, aber manchmal dreht man sich unnötig im Kreis, dreht sich hin und her, läuft durch die Prärie und findet trotzdem den Boss nicht. Manchmal ist man schneller, wenn man auf Verdacht irgendwo hinrumpelt.

Habe ich schon erwähnt, dass über ein Jahrzehnt seit der Erstveröffentlichung vergangen ist? Könnt ihr euch vorstellen, wie viel DLC man zwischenzeitlich für Mugen Souls veröffentlicht hat? Startet man das Spiel auf der Switch zum ersten Mal, wird man mit einer Liste förmlich erschlagen, denn es gab eine absurde Menge an Dingen, mit denen man das Spiel erweitert hat, darunter auch eine Menge Kleidung. Viel Spaß beim Aktivieren!

Auch wenn Mugen Souls ein wenig Staub angelegt hat und es teilweise ein paar fragwürdige Dinge beinhaltet, muss man doch sagen, dass man hier ein einzigartiges Stück Software in den Händen hält.

Chou-Chou und ihre Crew polarisieren und bieten einen formidablen schamlosen Fan-Service ab. Und es gibt so viel zu entdecken! Da gibt es das Schloss das voller Lolitas Steckt, die Wasserwelt voller.. nun… es gibt enorm viel Handlung und bei all der Vielzahl an verschiednen Charakteren scheint nichts auch irgendwie generisch zu wirken.

Mugen Souls ist ein waschechtes JRPG. Punkt. 

Es ist trotz des alters immer noch fast taufrisch und bietet enorm viel Story mit enorm viel… anderen Dingen. Hab ich schon erwähnt, dass es nun auch endlich das mysteriöse Badehaus-Minispiel gibt? Nein?

Man kann es drehen und wenden wie man will, aber man muss der rosahaarigen Dämonin-Trulla einfach dabei helfen, das Universum zu übernehmen!

Bewertung: 3.5 von 5.

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